Beim Welttreffen der Pfadfinder in Südkorea hat die Evakuierung zehntausender junger Teilnehmer aus aller Welt wegen eines heranziehenden Taifuns begonnen. Zehntausende Pfadfinder packten am Dienstag ihre Zelte und Habseligkeiten und bestiegen bereitgestellte Busse, wie AFP-Reporter berichteten. Bei der Evakuierung eingesetzt waren auch Spezialkräfte der südkoreanischen Armee. Die Teilnehmer sollen nun in Studentenwohnheimen und anderen öffentlichen Einrichtungen in der Hauptstadt Seoul und in anderen Provinzen untergebracht werden.
Insgesamt schickten die südkoreanischen Behörden mehr als 1000 Busse an das Gelände des Welt-Pfadfindertreffen, um die Teilnehmer, die meisten von ihnen Teenager, angesichts des heranrückenden Unwetters in Sicherheit zu bringen. Der südkoreanische Innenminster Lee Sang-min bekräftigte, das Programm des Pfadfinder-Treffens solle fortgeführt werden, die Teilnehmer sollten ihr Programm mit "fröhlichem Herzen" abschließen.
Dem südkoreanischen Wetterdienst zufolge bringt der Taifun schwere Regenfälle. "Khanun" soll demnach mit Geschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde über das Land fegen - schnell genug, um einen fahrenden Zug zum Entgleisen zu bringen.
Das Pfadfinder-Treffen war allerdings schon vor der Evakuierung massiv in die Kritik geraten. Eltern der Pfadfinder beklagten die aus ihrer Sicht mangelhafte Organisation des Treffens, südkoreanische Medien sprachen von einer "nationalen Schande". Trotz einer Vorbereitungszeit von sechs Jahren gelang es den Organisatoren während einer ungewöhnlichen Hitzewelle vergangene Woche nicht, die Teilnehmer auf dem baumlosen Gelände nahe der Stadt Buan ausreichend vor der Sonne und Temperaturen zwischen 35 und 38 Grad zu schützen.
Rund 600 von ihnen erlitten einen Hitzschlag, viele Kinder und Jugendliche fielen Berichten zufolge in Ohnmacht, Krankenwagen ließen bis zu 45 Minuten auf sich warten, einige Delegationen reisten mit tausenden Teilnehmern wegen den unbarmherzigen Bedingungen bereits Ende vergangener Woche ab.
Auch abseits des Wetters berichteten örtliche Medien von "alles andere als idealen" Zuständen im Camp: Neben einer schlechten Abflussanlage und behelfsmäßigen Duschen und Toiletten klagten die Teilnehmer demnach über zahllose Insektenstiche.
Der aus Deutschland nach Südkorea angereiste Freiwillige Axel Scholl sagte gegenüber AFP, sagte zur Organisation des diesjährigen Pfadfinder-Treffens, die "koreanische Nation und das koreanische Volk" täten ihm angesichts des Verlaufs der Veranstaltung "sehr leid". Er ergänzte: "Ich denke, sie hätten ihr Land, ihre Kultur und ihre Gemeinschaft gerne positiver präsentiert". Polen, Ausrichterland des nächsten Weltpfadfindertreffens im Jahre 2027, werde aus den diesjährigen Erfahrungen viel darüber gelernt haben, was schief gehen könne.
Der sich auf Südkorea zubewegende Taifun "Khanun" traf unterdessen am Dienstag auf die südjapanische Insel Kyushu. Wegen heftigen Regens wurden der Fluggesellschaft Japan Airlines zufolge 132 Flüge annulliert, betroffen seien 8390 Passagiere. Verbindungen der Shinkansen-Schnellzüge wurden im Süden Japans teilweise eingestellt. Anfang August waren wegen des Taifuns bereits zwei Menschen in Japan gestorben.
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