Die EU hat im vergangenen Jahr eine Reihe gefährlicher oder unwirksamer Produkte zum Schutz vor dem Coronavirus registriert. Neun Prozent oder 195 über ein EU-System gemeldeten 2253 Warnungen seien auf Angebote im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie zurückzuführen, erklärte die EU-Kommission am Dienstag. Betroffen waren zumeist Masken ohne ausreichende Filterwirkung. Es folgten Desinfektionsmittel mit giftigen Chemikalien sowie UV-Desinfektionsgeräte mit zu starker Strahlung.
Das EU-Warnsystem "Safety Gate" war 2003 eingeführt worden. In ihm tauschen die 27 EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen, Island, Liechtenstein und Großbritannien Informationen über gefährliche Produkte außerhalb des Lebensmittelbereichs aus. Dies ermöglicht es den teilnehmenden Ländern, diese schnell vom Markt zu nehmen.
Im vergangenen Jahre führten die eingegangenen Warnungen zu 5377 Folgeaktionen der beteiligten Staaten. Dies waren 20 Prozent mehr als im Vorjahr und ein neuer Rekord.
Problematischste Kategorie blieben Spielwaren. Sie machten laut Kommission 27 Prozent aller Warnungen aus. EU-Verbraucherkommissar Didier Reynders zeigte vor Journalisten etwa einen Plüschaffen, dessen Haare sich leicht lösen können, was bei Kindern bei Verschlucken eine Erstickungsgefahr darstellen könnte. Auch lose Kordeln an Kleidungsstücken wurden demnach als gefährlich eingestuft, weil sie beim Spielen eine Strangulierung von Kindern zur Folge haben können.
Nach Spielwaren waren die Kategorien mit den meisten Problemen Kraftfahrzeuge (21 Prozent) und Elektrogeräte (zehn Prozent). Die insgesamt größten Gefahren durch die Produkte waren Verletzungen (25 Prozent), giftige Chemikalien (18 Prozent) und Erstickungsgefahr bei Verschlucken durch Kinder (zwölf Prozent).
Allerdings waren die Schwerpunkte von Land zu Land unterschiedlich. So tauchten in den Warnungen in Deutschland an erster Stelle Kraftfahrzeuge auf (71 Prozent), gefolgt von Elektrogeräten (fünf Prozent) und Schmuck (vier Prozent).
Positiv bewertete die Kommission, dass immer mehr Online-Händler sich freiwillig zur Verbesserung der Sicherheit von angebotenen Produkten verpflichten. Ein solches "Produktsicherheitsversprechen" haben bisher elf Unternehmen abgegeben, darunter die Branchengrößen Amazon und eBay. Diese Woche kamen die Anbieter Joom und Etsy hinzu.
by BARBARA GINDL