Schon vor der Ehrung von Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem höchsten deutschen Verdienstorden hat SPD-Chefin Saskia Esken sie umfassend gewürdigt: Merkel habe als erste Frau die Geschicke des Landes an der Spitze mitbestimmt und dabei "die ganze Härte des Politikbetriebs erfahren", sagte Esken dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Montagsausgaben). Alle Anfeindungen, nicht selten gespeist aus Geringschätzung und Hass gegenüber starken Frauen, habe sie "auf ihre uneitle Art" an sich abperlen lassen. "Ihre Gegner – aus den eigenen wie aus fremden Reihen – bissen sich an ihrer Integrität und ihrem feinen Humor die Zähne aus."
Besondere Wertschätzung gebühre Merkels "diplomatischen Geschick und ihrer empathischen Klugheit, mit der es ihr auf nationaler wie auf internationaler Bühne immer wieder gelang, tragfähige Koalitionen und Kompromisse zu schmieden", sagte Esken den RND-Zeitungen weiter. "Gerade in unseren unruhigen und krisengeplagten Zeiten eine fast unschätzbare Fähigkeit." Merkel habe das Land "mit Augenmaß durch die vielen Krisen ihrer Amtszeit navigiert".
Grünen-Chef Omid Nouripour sagte dem RND, Merkel habe das Land mit ihrer Kanzlerschaft wie nur wenige andere geprägt. "Man muss nicht mit ihrem gesamten Wirken einverstanden sein, um ihre großen Verdienste anzuerkennen."
Linken-Parteichef Martin Schirdewan äußerte sich kritischer: Merkels Bilanz sei "zwiespältig und bedarf eher einer kritischen Aufarbeitung als einer Auszeichnung", sagte er den RND-Zeitungen.
Merkel wird am Montagabend mit dem höchsten deutschen Verdienstorden ausgezeichnet. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verleiht ihr das "Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in besonderer Ausführung". Steinmeier wird bei der Zeremonie auf Schloss Bellevue die Ansprache halten. Das "Großkreuz in besonderer Ausfertigung" erhielten vor Merkel nur die ehemaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer (1954) und Helmut Kohl (1998).
ilo/ran