Knapp drei Wochen nach der diplomatischen Annäherung zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten ist erstmals ein Linienflug aus Tel Aviv in Abu Dhabi gelandet. Die Boeing 737 der israelischen Fluggesellschaft El Al landete am Montag um 15.39 Uhr Ortszeit in Abu Dhabi, wie AFP-Journalisten vor Ort berichteten. An Bord war eine Delegation aus israelischen und US-Vertretern, der auch der US-Nahost-Berater Jared Kushner angehörte.
Kushner, der auch Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump ist, sprach von einem "historischen Flug". Er hob hervor, dass das mit Israel verfeindete Saudi-Arabien die Überflugrechte für Flug LY971 gewährt habe. Dafür danke er Riad. Es war das erste Mal, dass eine Maschine der israelischen El Al offiziell das Königreich überflog.
Mit dem Flug beginne hoffentlich "eine noch historischere Reise im Nahen Osten und darüber hinaus", sagte Kushner kurz vor dem Abflug. Die Zukunft müsse nicht durch die Vergangenheit bestimmt werden. "Dies ist eine Zeit voller Hoffnung, und ich glaube, dass in der Region und auf der ganzen Welt so viel Frieden und Wohlstand möglich sind."
Kushner rief die Palästinenser auf, in den Nahost-Friedensprozess zurückzukehren. Die ganze Region sei bereit, den Palästinensern zu helfen, "Schritte nach vorn" zu machen. "Sie können aber nicht in der Vergangenheit verhaftet bleiben, sie müssen an den Verhandlungstisch kommen", betonte Kushner.
Die Palästinenser hatten die Annäherung zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten als "Verrat an der palästinensischen Sache" verurteilt. Der palästinensische Chefunterhändler Sajeb Erakat bekräftigte seine Kritik an der Vereinbarung am Montag: "Frieden ist das Ergebnis von Gerechtigkeit. Frieden wird nicht gemacht, indem das Recht der Palästinenser zu existieren geleugnet wird."
Israel und die Emirate hatten Mitte August überraschend die Normalisierung ihrer Beziehungen verkündet. Ausgehandelt worden war die Vereinbarung von den USA, wo sie demnächst feierlich unterzeichnet werden soll. Die Emirate sind nach Ägypten und Jordanien erst das dritte arabische Land, das diplomatische Beziehungen zu Israel aufnimmt. Am Sonntag hatten die Emirate per Dekret den Boykott Israels aufgehoben. Am selben Tag hatte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärt, es gebe auch mit anderen arabischen Staaten "nicht öffentliche Gespräche" über eine Normalisierung ihrer Beziehungen zu Israel.
Ziel der Gespräche in Abu Dhabi ist es, die Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen wie Luftfahrt, Tourismus, Handel, Gesundheit, Energie und Sicherheit zu verstärken. Erwartet wurde, dass es auch ein Treffen Kushners und des israelischen nationalen Sicherheitsberaters Meir Ben-Schabbat und dessen Kollegen in den Emiraten, Scheich Tahnun bin Sajed, geben würde.
Ben-Schabbat sagte nach der Landung in Abu Dhabi: "Wir sind hierher gekommen, um eine Vision zur Realität werden zu lassen." Möglichen Kooperationen zwischen beiden Staaten seien "keine Grenzen" gesetzt.
Westliche Staaten hatten die diplomatische Annäherung zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten durchweg positiv aufgenommen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte am Montag, der erste Direktflug von Tel Aviv nach Abu Dhabi sei ein "wichtiges Signal für ein neues Kapitel in der Geschichte der bilateralen Beziehungen im Nahen Osten". Er hoffe, dass dieses Signal zur Wiederaufnahme der Verhandlungen über einen "dauerhaften Frieden" zwischen Israel und den Palästinensern beitragen werde.
by Von Aziz EL MASSASSI