Im Fall der 2017 ermordeten maltesischen Enthüllungsjournalistin Daphne Caruana Galizia ist eine erste Gefängnisstrafe verhängt worden. Ein Gericht verurteilte am Dienstag den Angeklagten Vincent M. zu 15 Jahren Haft. Zuvor hatte er sich schuldig bekannt, was beim Strafmaß berücksichtigt worden sei, sagte die Richterin bei der Urteilsverkündung. Die Familie der toten Journalistin äußerte ihre Hoffnung auf “vollständige Gerechtigkeit für Daphne Caruana Galizia”. Neben M. stehen zwei mutmaßliche Komplizen vor Gericht.
Die 53-jährige Caruana Galizia war am 16. Oktober 2017 auf Malta bei einem Bombenanschlag auf ihr Auto getötet worden. Sie hatte regelmäßig über Korruption, Geldwäsche und andere illegale Geschäfte in ihrer Heimat berichtet. Darin verwickelt waren nach ihren Recherchen auch Mitglieder der Regierung.
Vincent M. und die Brüder George und Alfred D. wurden im Dezember 2017 verhaftet. Sie werden beschuldigt, die Bombe beschafft, platziert und gezündet zu haben. Außerdem sollen sie einer kriminellen Vereinigung angehören. Während M. am Dienstag vor Gericht auf schuldig plädierte und damit seine bisherige Position fallen ließ, beteuern die zwei anderen weiterhin ihre Unschuld.
Der nun Verurteilte hat eine nach dem maltesischen Strafgesetzbuch relativ milde Strafe bekommen. Als Begründung nannte die Richterin die Kooperationsbereitschaft des Angeklagten und sein Verzicht auf eine Berufung. Der Chefermittler in dem Fall bestätigte laut der Richterin, dass M. seit 2018 mit den Behörden zusammengearbeitet hat.
Ein vierter Verdächtiger, der einflussreiche Geschäftsmann Yorgen Fenech, wurde 2019 vor der Küste Maltas auf seiner Jacht festgenommen, als er versuchte zu fliehen. Die Anhörungen in seinem Fall haben noch nicht begonnen. Die Familie der Ermordeten hält ihn für den möglichen Auftraggeber des Mordes.
Nach dem Urteil am Dienstag erklärte die Familie über ihren Anwalt, dass sie von dem Urteil enttäuscht sei. Sie hoffe aber, das Urteil bereite den Weg zur “vollständigen Gerechtigkeit” für Caruana Galizia.
Der Mord an der Journalistin in einem EU-Land hatte weltweit für Aufsehen gesorgt und führte zu einer Reihe von Rücktritten auf höchster politischer Ebene in Malta. Anfang vergangenen Jahres legte auch der damalige Regierungschef Joseph Muscat sein Amt nieder. Ihm war eine Verschleppung der Ermittlungen vorgeworfen worden. Außerdem sollen Vertraute von ihm womöglich in den Mord verwickelt gewesen sein.
by STRINGER