Dem brutalen Vorgehen der Junta zum Trotz sind in Myanmar auch am Samstag wieder zahlreiche Demonstranten gegen den Militärputsch vor eineinhalb Monaten auf die Straße gegangen. Im Shan-Staat gingen Protestierende mit Gasmasken auf die Straße, wie auf Bildern in örtlichen Medien zu sehen war. In der südlichen Küstenstadt Dawei fuhren Menschen mit Plakaten der abgesetzten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi durch die Straßen.
Zu sehen waren in Dawei auch Banner mit der Aufschrift: "Beendet die Diktatur". Einige Demonstranten trugen provisorische Schilde, auf denen die Aufschrift "Schützt bewaffnete Zivilisten" zu sehen war.
Seit dem Militärputsch am 1. Februar befindet sich Myanmar in Aufruhr. Gegen Demonstranten, die seither in Massen die Freilassung Suu Kyis und eine Rückkehr zum demokratischen Prozess fordern, geht die Junta brutal vor. Bei den landesweiten Demonstrationen setzen die Sicherheitskräfte unter anderem Tränengas und Gummigeschosse, aber auch scharfe Munition ein. Örtlichen Menschenrechtsgruppen zufolge wurden seit Beginn der Proteste mehr als 230 Menschen getötet.
"Die Opfer und grundlosen Schüsse nehmen mit jedem Tag zu", erklärte der myanmarische Verband zur Unterstützung politischer Gefangener. Lokalmedien aus der im Zentrum des Landes gelegenen Stadt Mogok berichteten, dass in der Nacht zum Samstag auf Wachleute eines kleines Stadtviertels geschossen worden sei. Einer von ihnen sei sofort tot gewesen, während zwei weitere mit lebensgefährlichen Verletzungen im Krankenhaus behandelt würden, sagte ein Mitglied des Rettungsteams der Nachrichtenagentur AFP.
Zentrum der Proteste ist die Handelsmetropole und frühere Hauptstadt Yangon. Obwohl die Junta dort das Kriegsrecht verhängt hat, halten auch die Proteste weiter an. Die Protestbewegung werde nicht aufgeben, schrieb die bekannte Aktivistin Ei Thinzar Maung in einem mit dem Hastag #SpringRevolution versehenen Twitter-Beitrag. "Wir sind zum Sieg geboren."
Der UN-Sonderberichterstatter für die Menschenrechtslage in Myanmar, Tom Andrews, warnte die Junta am Samstag, sie könne eine Bevölkerung nicht besiegen, die "in friedlichem Widerstand vereint ist". Die Junta sei "verzweifelt" und versuche durch "rücksichtslose Angriffe eine gewaltsame Antwort" der Bevölkerung provozieren, um "noch mehr Gewalt zu rechtfertigen", twitterte Andrews. "Es funktioniert nicht. Die Welt muss reagieren, indem sie ihren Zugang zu Geld und Waffen unterbricht. Jetzt", forderte er.
by Handout