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Erneut heftiger Streit zwischen Ankara und Athen um Gasbohrungen im Mittelmeer

Griechenland fordert Dringlichkeitssitzung der EU-Außenminister

Der Streit zwischen Griechenland und der Türkei um Gas- und Ölbohrungen im östlichen Mittelmeer droht erneut zu eskalieren. Nachdem die Türkei die Entsendung eines Erkundungsschiffes vor eine griechische Insel angekündigt hatte, forderte Griechenland am Dienstag eine Dringlichkeitssitzung der EU-Außenminister. Die Türkei wiederum kündigte an, die Vorbereitungen für die Ausbeutung strittiger Gasvorkommen noch auszuweiten.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu machte die türkische Absicht deutlich, ab Ende August Lizenzen für Probebohrungen an neuen Standorten vergeben zu wollen. Die Türkei werde ihre "Rechte" im östlichen Mittelmeer kompromisslos verteidigen, sagte er. Die Schuld an dem erneuten Aufflammen des Konflikts mit Griechenland wies er Athen zu.

Griechenland forderte am Dienstag eine Dringlichkeitssitzung der EU-Außenminister, nachdem die Türkei am Montag die Entsendung eines Erkundungsschiffes vor die griechische Insel Kastellorizo angekündigt hatte. Athen kritisierte dies als "Bedrohung des Friedens" im östlichen Mittelmeer.

Ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell warnte vor einer weiteren Eskalation und sagte, die Situation sei "äußerst besorgniserregend und muss in einem Dialog gelöst" werden. Er wollte sich nicht festlegen, ob am Dienstag schon ein Beschluss der EU zu erwarten sei.

Das türkische Forschungsschiff "Oruc Reis" befand sich nach Angaben der griechischen Marine am Dienstag südöstlich der griechischen Insel Kreta. Es wird von türkischen Marineschiffen begleitet und von griechischen Kriegsschiffen überwacht. Die Mission soll laut türkischen Angaben bis zum 23 August andauern. Griechenland hält die Erkundungen in seinen Hoheitsgewässern für einen Verstoß gegen seine Souveränität.

Der Konflikt stellt das Nato-Verteidigungsbündnis auf die Probe, in dem beide Länder Mitglied sind. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte sich am Montag mit dem griechischen Regierungschef Kyriakos Mitsotakis getroffen und anschließend die Parteien dazu aufgefordert, sich an internationales Recht zu halten.

Die Türkei fühlt sich durch ein vergangene Woche geschlossenes Abkommen zwischen Griechenland und Ägypten provoziert. Diese haben die Errichtung einer ausschließlichen Wirtschaftszone im Mittelmeer verabredet, die nur von ihnen genutzt werden darf. Das türkische Außenministerium hatte dieses Abkommen für "null und nichtig" erklärt und erst die Entsendung des Schiffes "Barbaros Hayrettin" in das umstrittene Gebiet angekündigt. Darauf folgte nun die Entsendung der "Oruc Reis".

Ende Juli hatte Ankara noch verkündet, "für eine Weile" auf die umstrittenen Bohraktivitäten nahe Kastellorizo zu verzichten und mit Griechenland und dem aktuellen EU-Ratsvorsitzenden Deutschland zu verhandeln.

Schon im Januar hatte Griechenland mit Zypern und Israel ein Abkommen über den Bau einer Gaspipeline durchs Mittelmeer unterzeichnet. Vergangenes Jahr hatte allerdings die Türkei ein Abkommen mit der Einheitsregierung in Libyen abgeschlossen, um sein Seegebiet auszuweiten. Dieses Abkommen wird wiederum von Ägypten, Zypern und Griechenland nicht anerkannt.

Seit der Entdeckung von reichen Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer, auch vor der Küste Zyperns, gibt es heftigen Streit um deren Ausbeutung. Sowohl die Republik Zypern als auch die Türkei und Griechenland erheben Anspruh auf die betreffenden Seegebiete.

by Ozan KOSE