116096:

Erneut heftige Ausschreitungen im Libanon bei Protesten gegen Corona-Auflagen

Nachrichtenagentur: 226 Verletzte in Tripoli

Im Libanon ist es am dritten Abend in Folge bei Protesten gegen die Corona-Beschränkungen zu schweren Ausschreitungen gekommen. In der Hafenstadt Tripoli im Norden des Landes lieferten sich Demonstranten am Mittwoch Straßenschlachten mit der Polizei. Nach Angaben der libanesischen Nachrichtenagentur NNA wurden dabei 226 Menschen verletzt.

Demonstranten bewarfen die Sicherheitskräfte mit Molotow-Cocktails und Steinen, wie eine Korrespondentin der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Einige der Protestierenden versuchten, in den Sitz der Regionalregierung einzudringen. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein.

Mindestens 66 der Verletzten wurden laut NNA in Krankenhäuser eingeliefert. Die Sicherheitskräfte teilten über den Onlinedienst Twitter mit, in ihren Reihen habe es neun Verletzte gegeben.

Bereits an den vorherigen Abenden waren bei den Konfrontationen dutzende Menschen verletzt worden. Tripoli gehörte bereits vor der Corona-Pandemie und ihren wirtschaftlichen Auswirkungen zu den ärmsten Gegenden des Landes. Seit die Regierung Anfang des Monats einen landesweiten Lockdown verhängt hat, haben viele Einwohner der Stadt kein Einkommen mehr.

"Wir sind hier, um Nahrungsmittel zu verlangen. Die Menschen haben Hunger", sagte der 20-jährige Demonstrant Mohamad Essedin.

Ein ursprünglich bis zum 25. Januar angesetzter Lockdown im Libanon war zuletzt bis zum 8. Februar verlängert worden. In dem Mittelmeerstaat mit sechs Millionen Einwohnern breitet sich das Coronavirus derzeit stark aus. Seit Pandemie-Beginn wurden mehr als 285.000 Infektionen nachgewiesen, mehr als 2400 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus.

Der Libanon steckt in der schlimmsten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Das libanesische Pfund befindet sich seit dem Sommer im freien Fall. Fast die Hälfte der Bevölkerung lebt nach Angaben der UNO unter der Armutsgrenze.

by Fathi AL-MASRI