Nach dem tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen 17-Jährigen bei einer Verkehrskontrolle ist es in Frankreich die zweite Nacht in Folge zu gewaltsamen Protesten gekommen. In Nanterre, wo sich der Vorfall ereignet hatte, verschärfte sich die Lage am späten Mittwochabend. Mindestens drei Autos sowie Mülleimer wurden in einem westlichen Stadtbezirk angezündet, zudem wurden Straßenbarrieren errichtet, berichteten Journalisten der Nachrichtenagentur AFP. Auf Häuserfassaden stand geschrieben "Gerechtigkeit für Nahel" und "Polizei tötet".
Der 17-jährige Nahel M. war am Dienstag auf dem Fahrersitz eines Autos bei einer Verkehrskontrolle in der Pariser Vorstadt Nanterre erschossen worden. In einem Video war zu sehen, wie zwei Polizisten das Fahrzeug für eine Kontrolle stoppten. Ein Polizist zielte dabei mit seiner Waffe auf den Fahrer und schoss aus nächster Nähe, als das Auto plötzlich beschleunigte.
Nach wenigen Metern krachte der Wagen dann in einen Pfosten. Nahel M. starb kurze Zeit später trotz Wiederbelebungsversuchen der Rettungskräfte durch eine Schusswunde in der Brust. Im Video war bei der Kontrolle zuvor der Satz zu hören: "Du kriegst eine Kugel in den Kopf."
In der Nacht zum Donnerstag wurden im Großraum Paris auch an anderen Orten Feuerwerkskörper gezündet sowie Autos und Mülleimer in Brand gesetzt. Um kurz nach Mitternacht meldete die Polizeipräfektur 16 Festnahmen.
In Essonne südlich von Paris zündete eine Gruppe einen leeren Bus an, wie aus Polizeikreisen verlautete. Auch in der südwestfranzösischen Stadt Toulouse kam es zu Zusammenstößen.
Die Behörden hatten nach den nächtlichen Ausschreitungen in der Vornacht für Mittwochabend 2000 Sicherheitskräfte für Paris und seine Vororte mobilisiert.
Nahel M.s Mutter rief zu einem Trauermarsch für ihren Sohn am Donnerstag ab 14.00 Uhr in der Nähe des Tatorts auf.
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