Konfliktträchtiger Beitrittsvorschlag: Erdogan und die BRICS-Allianz Auf dem BRICS-Gipfel in Kasan, der im westlichen Teil Russlands abgehalten wurde, präsentierte sich der russische Präsident Wladimir Putin (72) im Kreise von mehr als zwanzig Staats- und Regierungschefs. Unter den Teilnehmern befanden sich auch Vertreter autoritär regierter Staaten wie Iran, Ägypten, Brasilien, Indien und China. Die Spekulationen mehren sich, dass die Türkei, ein NATO-Mitglied und somit Teil des mit Russland tief verstrickten transatlantischen Militärbündnisses, als neuer umstrittener Partner in Putins sogenannte "Schurken-Allianz" aufgenommen werden könnte. Ein derartiger Schritt würde zweifellos einen diplomatischen Eklat darstellen. Hier mehr:
Die türkische Außenpolitik-Expertin Aslı Aydıntaşbaş von der US-amerikanischen Denkfabrik Brookings Institution warnt vor den Konsequenzen einer solchen Mitgliedschaft für die Beziehungen der Türkei zur NATO. Im Gespräch mit uns betonte sie, dass Präsident Recep Tayyip Erdogan möglicherweise eher mit der Idee spielt, um "den Westen eifersüchtig zu machen". Sie interpretiert Erdogans Manöver als Ausdruck eines Gefühls der Zurückweisung und Ausgrenzung durch den Westen. Seit beinahe zwei Jahrzehnten verhandelt die EU mit der Türkei über eine Mitgliedschaft, die jedoch aufgrund der Missachtung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Grundrechten durch Erdogan auf Eis liegt.
Die Frage stellt sich, ob die Türkei aktiv nach neuen Allianzen sucht. Aydıntaşbaş deutet darauf hin, dass die BRICS-Allianz für die Türkei ein weiteres Mittel sein könnte, um eine Balance zwischen den Großmächten zu schaffen – ein Bestreben, das die türkische Außenpolitik schon seit Langem verfolgt. Diese geopolitische Strategie, bekannt als Multipolarität, zielt darauf ab, die Position der Türkei in der Welt zu stärken. Trotz der potenziellen Vorteile, die eine Mitgliedschaft mit sich bringen könnte, sieht die Expertin allerdings einen Beitritt der Türkei in das Bündnis unter Putins Führung als eher unwahrscheinlich an. Sie verweist darauf, dass das Verhältnis der Türkei zum Kreml traditionell eher von Feindseligkeit geprägt ist und eine Partnerschaft somit fernliegt, obwohl wirtschaftliche Abhängigkeiten bestehen.