Bei einem umstrittenen Besuch auf Zypern hat der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan eine dauerhafte Zwei-Staaten-Lösung für die Insel gefordert. "Es gibt zwei Völker und zwei getrennte Staaten auf Zypern", sagte Erdogan am Sonntag in Nikosia. Eine dauerhafte Lösung für die Mittelmeerinsel müsse auf dieser Grundlage basieren. Damit stellte sich Erdogan in Widerspruch zu den bisherigen Bemühungen um eine Lösung im Zypern-Konflikt, die eine Wiedervereinigung zwischen dem griechisch-zyprischen Süden und dem türkisch-zyprischen Norden vorsehen.
Die Türkei hält den Nordteil Zyperns seit 1974 militärisch besetzt und erkennt als einziges Land die dortige Republik Nordzypern an. Der Präsident des EU-Mitglieds Zypern, das den südlichen Teil der Insel ausmacht, hatte Erdogans Besuch im Vorfeld scharf verurteilt. Staatschef Nicos Anastasiades sprach von einer "beispiellosen Provokation".
Geplant war auch ein Besuch Erdogans in der umstrittenen nordzyprischen Küstenregion Varosha an der UN-Pufferzone zwischen den beiden Inselteilen. Die Küstenstadt war über Jahrzehnte von der türkischen Armee abgeriegelt und erst im Oktober wieder freigegeben worden.
Es sei nicht möglich, türkische und griechische Zyprer wieder zu vereinen, sagte Erdogan in seiner Rede. "Man kann nicht die Wäsche von heute mit der Sonne von gestern trocknen." Die letzten Friedensgespräche für Zypern unter UN-Schirmherrschaft waren 2017 gescheitert.
Die Mittelmeerinsel ist seit 1974 in einen griechischen Süden und einen türkischen Norden geteilt. Damals hatte die türkische Armee nach einem Militärputsch der griechischen Zyprer den Nordteil der Insel besetzt. Die Türkische Republik Nordzypern wird allerdings nur von Ankara anerkannt.
Erdogans Besuch fand wenige Wochen nach der Präsidentschaftswahl in Nordzypern statt, die der vom türkischen Präsidenten unterstützte Nationalist Ersin Tatar gewann. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Mustafa Akinci befürwortet Tatar eine dauerhafte Zwei-Staaten-Lösung.
Die Beziehungen zwischen der Türkei auf der einen Seite und Zypern sowie Griechenland auf der anderern sind derzeit im Streit um Erdgasvorkommen im östlichen Mittelmeer äußerst gespannt. Neben Griechenland und der Türkei erhebt auch Zypern Anspruch auf das Gebiet.
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