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Er hat mal wieder einen rausgehauen

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (60, SPD) hat in einem Tweet die Zukunft Italiens und anderer südeuropäischen Nationen als Urlaubsland infrage gestellt. Jetzt erklärt die italienische Tourismusministerin, was sie von dem Affront hält.

Doch der Reihe nach.

Lauterbach macht gerade Urlaub in Italien. Vergangene Woche schrieb er bei Twitter, dass er in Bologna eingetroffen und das nächste Ziel die Toskana sei.

Der Politiker: „Die Hitzewelle ist spektakulär hier. Wenn es so weiter geht werden diese Urlaubsziele langfristig keine Zukunft haben. Der Klimawandel zerstört den Süden Europas. Eine Ära geht zu Ende.“

Ein Abgesang auf Italien als Reiseziel. Dazu postete der Gesundheitsminister eine Karte der Helmholtz-Klima-Initiative.

▶︎ Der Tourismus ist für Italiens Wirtschaft extrem wichtig und machte zuletzt etwa neun Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Rund 1,2 Millionen Menschen sind in der Branche beschäftigt. Die FAZ. fragte bei Italiens Tourismusministerium und dem Tourismusverband nach, was man von Lauterbachs Aussagen hält.

Tourismusministerin Daniela Santanchè (62) schrieb der Zeitung: „Ich danke dem deutschen Gesundheitsminister dafür, dass er Italien als Reiseziel gewählt hat, das ja schon immer das bevorzugte Urlaubsziel seiner Landsleute war. Und natürlich freuen wir uns darauf, ihn auch in Zukunft wieder begrüßen zu dürfen.“

Ihr Land sei sich des Klimawandels bewusst. „Unser strategischer Plan für den Tourismus betrachtet die Nachhaltigkeit als einen der zentralen Aktivposten und ein wesentliches Instrument für die Entwicklung und das Wachstum des Sektors“, schrieb Santanchè. „Eine Strategie, die es uns ermöglichen wird, das italienische Tourismusangebot 365 Tage im Jahr einladend und nachhaltig zu gestalten.“ Und abschließend: „Wir sind auf jeden Fall sicher, dass die Deutschen den Italienurlaub immer mehr schätzen werden.“

Der Klimawandel schreitet massiv voran: Er sorgt auch für mehr Turbulenzen beim Fliegen

Immer wärmer heißt, dass immer mehr Eis schmilzt und der Meeresspiegel steigt.

Die Amtsärzte fordern wegen hoher Temperaturen die Einführung einer Siesta.

Der Präsident des italienischen Tourismusverbandes Fiavet, Giuseppe Ciminnisi, findet etwas deutlichere Worte: Das Thema solle man „anhand objektiver Daten analysieren, um seine Meinung zu untermauern.“ Lauterbachs „These“ sei „schwer objektiv zu beweisen“, zitiert ihn die FAZ.

Trotz erhöhter Temperaturen sei Italien als Reiseziel nach wie vor beliebt. „Wir versichern Herrn Minister Karl Lauterbach, dass er, wenn er weiter in den Süden, nach Sizilien, Apulien, Kalabrien, reisen möchte, selbst in diesem heißen Klima nur schwer einen Platz finden wird“, schrieb Ciminnisi.

Tatsächlich war Italien 2022 laut Statistischem Bundesamt neben Österreich das beliebteste Urlaubsland der Deutschen.