Überall in Deutschland beruhigt sich die Lage in der Corona-Pandemie in den letzten Wochen spürbar. Aus diesem Grund fordert nun der
Infektiologe Dr. Peter Walger, dass Grundschüler ab sofort im Unterricht auf die Maske verzichten sollen. Auch an der frischen Luft empfiehlt der Mediziner zukünftig auf den Mund-Nasen-Schutz zu verzichten. Diese Ansichten vertrat der Mediziner bei einem Interview mit dem “ZDF-Morgenmagazin”.
Sowohl die steiegenden Temperaturen als auch die sinkenden Inzidenzzahlen machen es nun offenbar möglich in gewissen Bereichen des täglichen Lebens auf die Benutzung des Mund-Nasen-Schutzes zu verzichten. Über dieses Thema hatte ZDF-Moderatorin Dunja Hayali am Dienstag mit Dr. Peter Walger diskutiert. Walger, der als Internist und Infektiologe bei der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene beschäftigt ist, machte deutlich, dass die Maskenpflicht in einigen Bereichen durchaus aufgehoben werden könnte. Wenn sich Menschen an der frischen Luft unter freiem Himmel aufhalten, dann könne man für diese Personen die Verpflichtung zum Tragen einer Schutzmaske “ganz eindeutig” aufheben, erklärte der Mediziner. Zukünftig erwartet der Mediziner allerdings ein Diskussion darüber, wie und in welchen Konstellationen Masken noch in geschlossenen Räumen verwendet werden müssen. Denn immerhin sei die Schutzmaske “eine der effektivsten Maßnahmen, um sich vor der Infektion zu schützen”, stellte Walger eindeutig klar. Eine Umfrage hatte ergeben, dass 50 Prozent der Deutschen auch weiterhin eine Maske nutzen wollen. Dies sei unabhängig von der aktuellen Verordnungslage. Zuletzt hatte unter anderem der Lehrerverband gefordert die Maskenpflicht an den Schulen weiter beizubehalten.
“Das ist eine übertriebene Forderung”, äusserte Walger zu diesem Thema beim ZDF. “Man kann auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt sofort die Maskenpflicht für alle Kinder unter zehn Jahren beenden. Das ist schon lange eine Möglichkeit in Abhängigkeit von Inzidenzzahlen”, versichert der Mediziner.
Unterschiedlich sei die Situation hingegen bei älteren Kindern. Denn dort gehe die Ansteckungsgefahr dann “langsam in das Risikoprofil der Erwachsenen” über. “Aber bei fallenden Inzidenzzahlen, die wir erwarten in Abhängigkeit von der sommerlichen Entwicklung, wird auch dort die Maskenpflicht fallen müssen”, ist sich der Mediziner sicher. Walger glaubt, dass das Übertragungsrisiko, das von Kindern ausgeht, deutlich niedriger sei als bei Erwachsenen. Studien aus der ganzen Welt zeigen, dass die Übertragung in den meisten Fällen von den Erwachsenen auf die Kinder erfolgt. Dies bedeutet, dass sich die Kinder untereinander sehr viel seltener anstecken und in der Schule somit eine größere Sicherheit herrsche, als in der Familie. “Die Schule ist ein insgesamt relativ sicherer Ort für Kinder, sicherer als das private Milieu. Dem sollten wir endlich Rechnung tragen”, fordert Walger.
Doch bei allem Optimismus sieht der Mediziner auch im Sommer noch Probleme durch die Pandemie. Walger forderte die Menschen deshalb auf wachsam zu bleiben und die Erfahrungen aus der 3. Welle nicht zu vergessen. Die starke Ausbreitung der Delta-Variante in Großbritannien sieht der Mediziner darin begründet, dass man sich dort dazu entschieden habe, die zweite Impfung gegen das Coronavirus weit nach hinten zu schieben. Diesen Fehler habe man in Deutschland glücklicherweise nicht begangen. Der Infektiologe bezeichnete es als gute Nachricht, dass die verschiedenen Impfstoff offenbar nach der 2. Impfung ebenfalls einen guten Schutz gegen die Delta-Variante des Coronavirus bieten.