Eltern wollen laut einer Umfrage im Zuge der Corona-Pandemie eine schnellere Digitalisierung der Schulen. In einer am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Erhebung des Digitalverbands Bitkom gaben 77 Prozent der Befragten an, dass ihnen die Digitalisierung an den Schulen zu langsam voran gehe. Grundsätzlich sehen demnach 85 Prozent die Digitalisierung als Chance, nur zehn Prozent sehen in ihr ein Risiko.
Acht von zehn Eltern sind der Umfrage zufolge der Meinung, dass an den Schulen ihrer Kinder verstärkt in die IT und Ausstattung mit digitalen Endgeräten investiert werden sollte. Den Status Quo bewerteten sie als mittelmäßig. Für die Ausstattung mit digitalen Endgeräten gaben sie den Schulen als Note im Schnitt eine Drei minus.
"Die Eltern zeichnen ein eher ernüchterndes Bild von der Digitalisierung der Schule", erklärte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Die Corona-Pandemie habe die Digitalisierung in vielen Bereichen massiv beschleunigt. Dies werde auch in den Schulen benötigt. 83 Prozent der Befragten fordern, dass mehr Geld in die technische Ausstattung der Schulen investiert werden sollte. Davon geben 24 Prozent an, dass das zu Lasten von Investitionen in andere Bereiche gehen sollte.
Digitales Lernen ist in den meisten Haushalten mittlerweile Standard. 94 Prozent stehen Computer, Notebook oder Smartphone zur Verfügung. In acht von zehn Elternhäusern benutzen Kinder täglich ein digitales Gerät zum Lernen. Im Schnitt nutzen Schüler die Geräte vier Stunden und 20 Minuten am Tag zum Lernen. "Die durchschnittliche Bildschirmlernzeit kommt mit mehr als vier Zeitstunden ziemlich nah an die Dauer eines klassischen Unterrichtstags im Klassenzimmer heran", erklärte Rohleder.
Neun von zehn Haushalten mit Schulkindern werden von digitalen Unterrichtsangeboten erreicht. 91 Prozent der Kinder erhalten Onlineunterricht. Davon nutzen 83 Prozent Onlinevideokonferenzen. Aufgaben werden allerdings auch an 64 Prozent der Schüler per E-Mail verschickt. 48 Prozent werden zudem telefonisch von den Lehrern betreut. Mehr als ein Drittel muss die Aufgaben in der Schule abholen. Acht Prozent erhalten ihre Arbeitsaufträge per Post. Auch die Kommunikation der Lehrer mit den Eltern erfolgt häufig über E-Mail. Hausaufgabenhefte nutzen noch zwei Prozent.
Häufig war das Homeschooling von technischen Problemen begleitet. Nur sieben Prozent der befragten Eltern gaben an, keinerlei Probleme zu haben. Mit 71 Prozent war das größte Problem, dass Lernplattformen zeitweise nicht erreichbar waren. 42 Prozent gaben an, dass es Probleme mit der Internetverbindung zu Hause gab. In rund jedem neunten Haushalt wollte das Kind nicht am Onlineunterricht teilnehmen.
Eltern forderten zu 79 Prozent Informatik als Pflichtfach ab der fünften Klasse. Vor der Corona-Pandemie habe diese Forderung laut Bitkom nicht so viel Zustimmung erhalten. 22 Prozent wünschen sich, dass Homeschooling auch nach der Pandemie teilweise fortgeführt wird. Für die Umfrage wurden im Februar und März 998 Eltern mit schulpflichtigen Kindern im Alter von sechs bis 18 Jahren im Haushalt repräsentativ befragt.
by Yann Schreiber