Die stark gestiegenen Preise insbesondere bei Lebensmitteln machen sich in den Umsätzen des Einzelhandels spürbar bemerkbar. Im März sank der Umsatz der Branche preisbereinigt um 2,4 Prozent im Vergleich zum Februar, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte. Im Vergleich zum März 2022 betrug der Rückgang 8,6 Prozent, beim Umsatz mit Lebensmitteln sogar 10,3 Prozent. Das war der stärkste Rückgang seit 1994.
Die Verbraucherpreise für Nahrungsmittel lagen im März um 22,3 Prozent höher als im März 2022, wie die Statistiker betonten. "Der Preisauftrieb für Nahrungsmittel war im März damit dreimal so hoch wie die Gesamtteuerungsrate." Im Vergleich zum März 2019, dem Vergleichsmonat vor der Corona-Pandemie, ging der Einzelhandelsumsatz mit Lebensmitteln um 5,6 Prozent zurück.
Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, nannte die Entwicklung "bedenklich". Denn es sei davon auszugehen, "dass besonders ärmere Familien, die ohnehin oft qualitativ schlechtere Nahrungsmittel kaufen, nun noch einmal weiter sparen." Analysen des IMK zufolge sind seit Beginn des aktuellen Inflationsschubs Anfang 2022 regelmäßig Familien mit geringen Einkommen stärker von der Inflation betroffen als Besserverdienende.
Dullien erwartet, dass sich die Kaufkraftverluste in den kommenden Monaten dank stärker steigender Löhne und steuer- und abgabenfreier Inflationsausgleichsprämien wieder zurückbilden. "Dann dürfte sich auch der private Konsum wieder allmählich erholen."
Für das Gesamtjahr dürfte demnach ein Minus von 1,0 Prozent beim Privatkonsum übrig bleiben. "Das Konsumniveau von 2019 dürfte frühestens 2025 wieder erreicht werden", sagt der Wirtschaftswissenschaftler voraus. "Der Energie- und Nahrungsmittelpreisschocks bedeutet damit ein halbes verlorenes Jahrzehnt für die deutschen Konsumentinnen und Konsumenten."
ilo/mt