Seit Anfang 2022 sind nach Angaben des Statistischen Bundesamts rund eine Million Menschen aus der Ukraine nach Deutschland geflohen. Vier von zehn dieser Flüchtlinge waren Alleinerziehende oder Kinder von Alleinerziehenden, teilten die Statistiker am Mittwoch in Wiesbaden mit. Trotz eines hohen Bildungsniveaus sei lediglich jeder fünfte aus der Ukraine zugewanderte Mensch aus der Altersgruppe 25 bis 59 Jahren erwerbstätig.
Die hohe Zuwanderung begann nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Von den zugewanderten erwachsenen Ukrainern sind rund 70 Prozent Frauen und 30 Prozent Männer. Dies hängt laut Statistischen Bundesamt daran, dass häufig Mütter mit ihren Kindern flohen.
Bemerkenswert ist dem Statistischen Bundesamt zufolge der hohe Anteil von akademischen Bildungsabschlüssen unter den Flüchtlingen. In der Haupterwerbsphase von 25 bis 59 Jahren hatten 45 Prozent der Eingewanderten einen akademischen Berufsabschluss einer Fachhochschule oder Universität und 28 Prozent einen nicht-akademischen Berufsabschluss.
In der Gesamtbevölkerung Deutschlands liegt der Anteil der Menschen dieser Altersgruppe mit einem akademischen Abschluss mit 27 Prozent unter dem der Ukrainer. Fast jede zweite zugewanderte Ukrainerin hat demnach einen akademischen Abschluss, bei den Männern sind es 37 Prozent.
Trotz des hohen Qualifikationsniveaus arbeiten den Statistikern zufolge unter den 25- bis 59-jährigen Ukrainern aber nur 19 Prozent. Die Erwerbstätigenquote der deutschen Gesamtbevölkerung dieses Alters war mit 85 Prozent vier Mal so hoch. Bei den eingewanderten Frauen lag die Erwerbstätigenquote mit lediglich 14 Prozent noch niedriger, von den ukrainischen Männern arbeiteten 30 Prozent.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte im November angekündigt, "alle Hebel in Bewegung setzen" zu wollen, damit Geflüchtete in Deutschland möglichst schnell einen Job bekommen, auch wenn sie noch nicht über gute Deutschkenntnisse verfügen.
Die Lebenszufriedenheit der Geflüchteten ist einer Erhebung zufolge zuletzt deutlich gestiegen. In einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) gaben 27 Prozent der ukrainischen Geflüchteten an, mit ihrem Leben in Deutschland zufrieden zu sein. Vor anderthalb Jahren seien es noch 20 Prozent gewesen. Gleichzeitig hätten sich ihre Sorgen um die in der Ukraine verbliebenen Verwandten kontinuierlich verringert.
Der BiB-Studie zufolge berichtet die Hälfte der erwachsenen Geflüchteten, dass sie mindestens mäßige oder gute Kenntnisse der deutschen Sprache haben - das sind 33 Prozentpunkte mehr als im Spätsommer 2022. Mit einem Anstieg des Wohlbefindens und der deutschen Sprachkenntnisse bestünden heute bessere Voraussetzungen für eine gesellschaftliche Teilhabe der Ukrainerinnen und Ukrainer, teilte das BiB mit. Dies gelte auch für die Integration in den Arbeitsmarkt.
Für die Studie des BiB wurden im Juni und Juli 2023 etwa 3.000 nach Deutschland geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer befragt.
hol/pw