Es handelt sich um einen Besuch, den der Westen – erneut – als Drohung auffassen könnte. Sergej Schoigu (68), der Verteidigungsminister Russlands, hat am Samstag die Truppen auf der Inselgruppe Nowaja Semlja im nördlichen Teil des Landes inspiziert. Diese Inselgruppe ist nicht gewöhnlich, da sie ein Testgelände für Atomtests beherbergt, auf dem – wie von Moskau betont wurde – zwischen 1954 und 1990 insgesamt 132 Atomtests stattgefunden haben. Was plant der Kreml auf der Atom-Insel?
Moskau sendet mit Besuch Warnbotschaft an den Westen
Die Botschaft an die NATO ist so deutlich wie bereits bekannt. Als Atommacht versucht Russland, seine Macht zu demonstrieren. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, dass Schoigu die Spezialeinheiten auf Nowaja Semlja überprüft habe, die dort stationiert sind. Darunter fallen Einheiten, die für die "Sicherung und Verteidigung besonders wichtiger Einrichtungen" zuständig sind. Schoigu wurde von Alexej Lichatschow begleitet, dem Leiter der russischen Atombehörde Rostaom. Beobachter fragen sich, ob dieser Besuch als Andeutung verstanden werden kann, dass Russland erneut Atomtests durchführen möchte. Einige Propagandisten hatten dies gefordert, um den Westen einzuschüchtern. Zum Beispiel äußerte der frühere Nato-Abgesandte Moskaus, Dmitri Rogosin (59): "Wir müssen sicherstellen, dass der Westen vor Angst zittert." In Bezug auf die Atomtests sagte er: "Ich würde damit beginnen. Ich würde es tun, ohne auf die Amerikaner zu warten." Seine Forderung lautete: "Führen Sie jetzt Atomtests auf Nowaja Semlja durch." Auf Nowaja Semlja wurden nahezu alle sowjetischen Atomtests durchgeführt. Dies beinhaltet 88 atmosphärische, drei Unterwasser- und 39 unterirdische Tests.
Seit dem Ukraine-Krieg - Russland droht immer wieder mit Einsatz von Atomwaffen
Seit dem Einmarsch in die Ukraine hat Russland wiederholt mit dem Einsatz von Atombomben gedroht. Wladimir Putin (70), der Kreml-Diktator, hat dabei mehrfach rote Linien angedeutet, deren Überschreitung einen Atomeinsatz zur Folge haben könnte. Putin hat Kiew eindringlich davor gewarnt, Gebiete anzugreifen, die von Russland annektiert wurden. Trotz Putins Warnungen haben ukrainische Truppen Teile dieser Gebiete erfolgreich zurückerobert. Putin hat seinen Drohungen bisher keine Taten folgen lassen.
