Ukraine trifft Putins Truppen dort, wo es am gefährlichsten ist! Der ukrainische Generalstab hat indirekt bestätigt, dass eigene Truppen im Bereich der Antoniwkabrücke nordöstlich von Cherson operieren. In einem Facebook-Beitrag wurde erwähnt, dass die Stadt Antoniwka am nördlichen Ende der teilweise zerstörten Brücke am Dienstag von russischer Artillerie beschossen wurde. Dies könnte darauf hinweisen, dass die Russen dort operierende Truppen aufhalten wollen. Aber – die Ukrainer haben bereits einen Brückenkopf bilden können – kann das linke Ufer jetzt erobert werden – dann wären Putins Flanken offen!
Laut russischen Militärbloggern hatten ukrainische Streitkräfte bereits Ende letzter Woche mit Schnellbooten den Dnipro überquert und russische Einheiten zum Rückzug gezwungen. Es wird berichtet, dass etwa 50 bis 100 ukrainische Soldaten an der Offensive beteiligt waren und eine Basis auf der bisher von Russland besetzten Flussseite errichtet haben. Das “Institute for the Study of War” beruft sich auf geolokalisierte Fotos und Videos, die russische Streitkräfte zeigen sollen, die ukrainische Stellungen in der Nähe der Antoniwkabrücke beschießen und sich aus dem Brückenbereich zurückziehen. Die ehemalige Sprecherin des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Iuliia Mendel, kommentierte die Berichte über den ukrainischen Vorstoß auf Twitter positiv und sah darin eine mögliche Vorbereitung für einen Angriff auf die Krim.
Für die russische Verteidigung in der Südukraine wäre es äußerst gefährlich, wenn die ukrainischen Truppen weiter vorrücken, sich auf der linken Uferseite festsetzen und Nachschubwege etablieren könnten. Die Überflutung nach der Sprengung des Kachowka-Staudamms hat die erste Verteidigungslinie der Russen in der Gegend zerstört. Die Verteidigungsanlagen auf der linken Uferseite und im Hinterland sind zudem weniger gut ausgebaut als weiter östlich. Zudem sind nur wenige russische Einheiten im Ufergebiet stationiert, da der Fluss bisher als natürliche Barriere gegen größere ukrainische Angriffe galt. Russische Militärblogger berichten von intensiveren Artillerieangriffen gegen ukrainische Einheiten an beiden Ufern des Dnipro. Die Aktivität ukrainischer Artillerie- und Mörserbatterien hat zugenommen, um den eigenen Truppen Deckung zu geben und ihre Anzahl zu erhöhen.
Russland versucht seine Einheiten zwar aus der Luft zu unterstützen, aber die Angriffe sind teilweise ungenau und werden von der ukrainischen Luftabwehr vereitelt. Auch der Einsatz von Drohnen wird durch die elektronische Kriegsführung der Ukrainer gestört. Bisher scheitert Moskau also mit dem Versuch, die ukrainischen Soldaten zurückzudrängen. Selbst wenn die Ukrainer keinen größeren Vorstoß planen sollten, wird Russland wahrscheinlich gezwungen sein, dringend benötigte Einheiten zu verlegen, die dann an anderen Frontabschnitten fehlen. Die Sprengung des Kachowka-Staudamms könnte für die ukrainischen Streitkräfte auch die Möglichkeit schaffen, einen Brückenkopf in der Region zu etablieren. Durch den weitgehend trockenen Stausee könnten sie sich leichter in der Region Saporischschja bewegen. Berichten zufolge verfügen die ukrainischen Streitkräfte über schwedische Amphibienfahrzeuge vom Typ BV206S, die eine Überquerung des ausgetrockneten Kachowka-Stausees ermöglichen.