Lyman – Wladimir Putin bestreitet weiterhin jegliche Erfolge der Gegenoffensive im Ukraine-Krieg und zieht massive Truppenverbände zusammen! Dennoch zeichnet sich in dem russischen Angriffskrieg eine neue Front ab: Bei Lyman in der Ostukraine – für einige ein Zeichen, dass der Kremlchef nach einer neuen Strategie sucht, obwohl er behauptet, dass an der Kriegsfront in Russland alles gut läuft – was plant der Kremlfürst jetzt?
Seit Anfang Juli hat die ukrainische Armee immer wieder russische Angriffe rund um Lyman gemeldet. Lyman liegt in der Region Donezk, etwa 50 Kilometer von Kramatorsk entfernt, der größten Stadt unter ukrainischer Kontrolle im Osten der Ukraine. Nach Angaben des ukrainischen Militärs hat Russland mehr als 100.000 Soldaten und 900 Panzer in die Region geschickt, wie The Daily Beast unter Berufung auf Quellen im ukrainischen Militär berichtet. Ein ukrainischer Zugführer aus der Region erklärte gegenüber The Daily Beast: “Putin muss zumindest einen gewissen Sieg verkaufen, um irgendwie aus seiner gescheiterten Operation herauszukommen.” Er ist an den Kämpfen gegen die russischen Angreifer beteiligt. Der Serebryansky-Wald, südlich der Stadt Kremmina in der Region Luhansk gelegen, spielt eine bedeutende Rolle. Der Wald gilt als Tor zur Stadt Lyman. “Es gab den Serebryansky-Wald, in dem wir schlimmere Kämpfe hatten als in Bachmut. Es gab keine Betonmauern, die uns schützten. Sondern nur Bäume und unsere Gräben”, berichtete der Zugführer. Die ukrainische Armee berichtete am Donnerstag (27. Juli) von einem “gewagten Versuch” der Russen, in Lyman ihre Stellungen zu durchbrechen, doch die Lyman-Wälder standen ihnen im Weg, bestätigte Oberst Mykola Urshalovych gegenüber den Medien.
Die russische Armee ist offenbar entschlossen, die Kontrolle über den Serebryansky-Wald zu erlangen. Der Zugführer erklärte: “Die Russen erkennen, dass wir für unseren Hauptvorstoß im Süden bereit sind.” Deshalb hätten sie beschlossen, “im Osten abzulenken” und diesen Frontteil zu verstärken. Der ukrainische Militäranalyst Oleksij Arestowytsch sieht jedoch Hürden für diese neue russische Strategie im Ukraine-Krieg. “Das ist ein sehr schwieriger Ort für eine russische Offensive – Hügel, Wälder und Flüsse”, sagte er dem US-Nachrichtenportal. In den Wäldern kämpfte der ukrainische Zugführer angeblich drei Monate lang und berichtete: “Russische Soldaten, die mit dem Graben von Befestigungsanlagen beauftragt sind, sollen pro Schicht acht Meter Gräben ausheben.” Er hob hervor: “Sie gruben selbst unter unserem Artilleriefeuer in Eile, um die Schützengräben fertigzustellen.” Die von den Russen angelegten Schützengräben und Minenfelder bereiten der ukrainischen Gegenoffensive große Probleme. Der Zugführer sah als einzigen Weg für einen Erfolg der ukrainischen Gegenoffensive nur mehr Unterstützung in Form von Drohnen, Waffen und Technologie aus dem Westen. Er klagte: “Wir warteten monatelang auf die Munition, bis unsere Kommandeure regelrecht um Hilfe schrien – wir haben Zeit verloren.”
Der US-Experte Michael Bociurkiw von der Denkfabrik Atlantic Council äußerte ähnliche Bedenken hinsichtlich der Munition. Die russische Armee habe zwar einen Mangel an Moral und Ausrüstung, nutze aber aktuell die “Zeitlücke bei der Lieferung der Munition”. In dieser Situation könne die Ukraine damit anfangen, “Langstreckenraketen auf wichtige militärische Ziele in den von Russland besetzten Gebieten anzugreifen – ob es dem Westen gefällt oder nicht”, sagte er gegenüber The Daily Beast und fügte hinzu: “Es wird eskalieren.”