Eröffnet Putin eine zweite Front um vom Putsch abzulenken? Moldau kämpft mit aller Kraft gegen russische Übergriffe und zieht dadurch den Zorn Moskaus auf sich. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, beschuldigt die kleine Ex-Sowjetrepublik, einen Militärpakt mit der Ukraine einzugehen, und greift dabei auch auf Falschnachrichten zurück. Russland droht Moldau offen – marschiert Putin jetzt ins nächste Land ein?
Sacharowa äußerte sich mit bedrohlichen Worten gegenüber Moldau. Wenn das Land beabsichtige, sich zu einem “logistischen Hub” für die ukrainische Armee zu entwickeln, lade es Gewalt und Chaos in sein eigenes Land ein, erklärte sie während ihrer wöchentlichen Pressekonferenz. Vor einigen Wochen hatten kremlnahe Medienkanäle fälschlicherweise behauptet, dass die proeuropäische Präsidentin Moldaus, Maia Sandu, vorgeschlagen habe, dass die ukrainische Armee moldauisches Staatsgebiet für militärische Zwecke nutzen dürfe. Die Regierung in Chisinau hat diese Behauptungen jedoch klar als Falschnachrichten zurückgewiesen. Zuvor hatte Sacharowa bereits die geplante Reduzierung russischer Diplomaten in Moldau kritisiert. Sowohl Moldau als auch die Ukraine sind Kandidaten für eine EU-Mitgliedschaft. In dem kleinen und von Armut geplagten Land hat Russland jedoch traditionell einen großen Einfluss, insbesondere in der abtrünnigen Region Transnistrien, wo seit den 1990er Jahren russische Soldaten stationiert sind.
Im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben internationale Beobachter immer wieder davor gewarnt, dass Moskau Unruhen in der Region als Vorwand nutzen könnte, um die Lage zu eskalieren. Sandu hat wiederholt Einmischungen und geplante Umsturzversuche durch russische Geheimdienste in ihrem Land kritisiert. In der vergangenen Woche hat das Verfassungsgericht in Chisinau die prorussische Schor-Partei als verfassungsfeindlich eingestuft und verboten. Die Partei ist nach ihrem Gründer Ilan Schor benannt, einem Oligarchen, der in Abwesenheit zu 15 Jahren Haft verurteilt wurde. Schor wird vorgeworfen, am Verschwinden von einer Milliarde Dollar aus moldauischen Banken im Jahr 2014 beteiligt gewesen zu sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte in einer Rede vor dem Parlament in Kiew an, dass ein Sieg der Ukraine über Russland auch Moldau und Georgien bei der Rückeroberung ihrer von Russland kontrollierten Gebiete unterstützen werde. Neben Transnistrien in Moldau handelt es sich dabei um die Regionen Abchasien und Südossetien in Georgien.