Rückzug! Diese Nachricht aus Russland wurde im Westen mit großem Interesse aufgenommen. Denn wie jetzt die Europa Ausgabe der russischen Zeitung “Nowaja Gazeta“ schreibt, sollen russische Truppen in der Ukraine damit begonnen haben, ihre Stellungen aufzugeben. Was hat es mit dem Rückzug der russischen Truppen auf sich?
Wie die Zeitung berichtet, geht es um Stellungen der russischen Armee bei Wuhledar, Awdijiwka und Nowoselowka im Osten der Ukraine. Diese Truppenbewegungen deuten daraufhin, dass die russischen Streitkräfte sowohl südlich als auch nördlich von Bachmut ihren Rückzug vorbereiten. Dies geschehe im Augenblick noch sehr langsam, wird allerdings von militärischen Beobachtern als ein erstes Anzeichen auf den baldigen Beginn einer ukrainischen Offensive gewertet. Unter den aufgegebenen Stellungen sollen sich auch Gebiete befinden, die von Militärexperten als Schlüsselpositionen bezeichnet werden. Von diesen Positionen aus hätte Russland eigentlich Angriffe auf andere Gebiete in der Ukraine koordinieren sollen. Offenbar geschieht der Rückzug auch unter dem Vorwand, weil die russische Armee nicht in der Lage ist, weiter vorzurücken, da die harten Kämpfe die personellen und materiellen Ressourcen erschöpft haben. Aus diesem Grund hätten die Kommandeure nun beschlossen, die Frontlinie zu kürzen und die Verteidigungslinien zu verstärken. In diesem Zusammenhang wurde der Rückzug der russischen Truppen auf zuletzt vorbereitete Stellungen beobachtet. In den vergangenen Monaten hatten die Russen einige Kilometer hinter der Front damit begonnen Verteidigungslinien anzulegen.
Der kremlkritische YouTube-Kanal Popular Politics, der von den Leuten des Regimekritikers Alexey Nawalny betrieben wird, sieht darin ein Eingeständnis der russischen Militärführung, dass die groß angekündigte Winteroffensive gescheitert ist. Sie hatte nämlich kaum Gebietsgewinne, dafür aber große Verluste an Soldaten und Waffen verursacht. Der jetzige Rückzug der Russen diene dazu, um sich auf die Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte vorzubereiten. Mit der großen Anzahl von Truppen rund um Bachmut und Awdijiwka habe man keine großen Chancen auf Erfolg. Diese Truppen müsse man nun zurückziehen, um sich gegen die erwarteten ukrainischen Angriffe zu verteidigen. Allerdings sehen nicht alle Experten einen tatsächlichen Rückzug der Russen. So glaubt der ukrainische Militärexperte Oleg Schdanow lediglich daran, dass sich die Intensität der Gefechte wegen des schlammigen Wetters ein wenig gelegt habe. Er sieht bislang noch keine Anzeichen für einen russischen Rückzug. Unterdessen glauben Experten, dass die Ukraine sich noch bis Ende dieses Monats auf die erwartete Gegenoffensive vorbereiten wird. Spätestens Anfang Mai werde dann die große Schlacht zur Rückeroberung der von der russischen Armee besetzten Gebiete beginnen.
