Der Kreml bestätigt, dass Russlands Präsident Wladimir Putin einer Einladung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan folgen wird. Trotz des andauernden Ukraine-Konflikts plant Putin einen Besuch in Ankara. Putin’s Berater Juri Uschakow bestätigte die Einladung und erklärte, dass es Pläne für die Reise gebe – plant Erdogan einen neuen Friedensvorstoß, oder geht es um neue Waffenlieferungen für die Russen?
Die enge Beziehung zwischen Putin und Erdogan wurde in den Medien immer wieder hervorgehoben, insbesondere seit dem russischen Angriff auf die Ukraine. Die Türkei hat sich bisher nicht an den Sanktionen gegen Russland beteiligt, und Putin trat öffentlichkeitswirksam an der Seite Erdogans während des Wahlkampfs für die knapp gewonnene Präsidentschaftswahl in der Türkei auf. Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern haben trotz des Ukraine-Konflikts kaum gelitten. Erdogan inszenierte sich auch bereits als Vermittler zwischen der Ukraine und Russland und könnte den Besuch Putins als Chance für weitere Friedensbemühungen nutzen. Eine mögliche Friedensinitiative könnte die Verlängerung des Getreideabkommens sein, das einst in Istanbul ausgehandelt wurde. Das Abkommen wurde im Mai vorläufig verlängert und läuft offiziell am 17. Juli aus. Laut Berichten der Süddeutschen Zeitung drohte Putin russischen Militärbloggern zufolge damit, das Abkommen nicht zu verlängern oder zu ersetzen. Erdogan wird möglicherweise daran interessiert sein, Putin umzustimmen.
Für Putin bietet die Reise auch die Gelegenheit, sich als internationaler Staatsmann zu präsentieren, insbesondere außerhalb seines Einflussgebiets, das hauptsächlich aus China und ehemaligen Sowjetstaaten besteht. Aufgrund des Ukraine-Konflikts, bei dem Russland zuletzt hohe Verluste erlitten hat, wird Putin international vom Internationalen Strafgerichtshof per Haftbefehl gesucht. Jedes Land, das den Strafgerichtshof anerkennt, ist verpflichtet, Putin festzunehmen und an Den Haag auszuliefern. Daher gilt Putins Teilnahme am Gipfel der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) in Johannesburg in diesem Sommer als unwahrscheinlich, da Südafrika den Strafgerichtshof anerkennt. In der Türkei ist dies offenbar kein Problem, da das Land das Gericht ebenfalls nicht anerkennt.