Lucy L., 33 Jahre alt, war als Krankenschwester tätig und führte ein unauffälliges Leben, sodass anfänglich kein Verdacht auf sie fiel. Aber dann häuften sich auf der Frühgeborenen-Station des Krankenhauses, wo sie arbeitete, tragische Ereignisse. Mehrere Säuglinge erkrankten und sieben von ihnen starben schließlich. Die Ermittlungen haben erschreckende Fakten ans Licht gebracht.
Nach den Ermittlungen wurde Lucy L. wegen siebenfachen Mordes angeklagt. Wie der Sender BBC berichtet, wird das Strafmaß Anfang der nächsten Woche bekannt gegeben. In Großbritannien wird Mord mit lebenslanger Haft bestraft. Dennoch wird der Richter noch entscheiden, wie viele Jahre die Verurteilte mindestens im Gefängnis verbringen muss. Die betroffenen Familien äußerten in einer gemeinsamen Erklärung, dass das Urteil "den extremen Schmerz, die Wut und die Verzweiflung" nicht lindern könne. "Wir sind zutiefst betrübt, am Boden zerstört, wütend und fühlen uns taub." Einige Familien hätten sich ein anderes Urteil für die übrigen Anklagepunkte gewünscht. Die Staatsanwaltschaft prüft in diesen Fällen eine Revision. Die Medien betonten, dass es möglich sei, dass Lucy L. noch weitere Babys angegriffen hat. In einer nahegelegenen Klinik in Liverpool, wo Lucy L. zuvor gearbeitet hatte, werden zwei Todesfälle von Kindern untersucht.
Der Anklage zufolge soll Lucy L. zwischen Juni 2015 und Juni 2016 auf der Geburtsstation einer Klinik in der westenglischen Stadt Chester insgesamt sieben Babys getötet und bei weiteren versucht haben, dies zu tun. Lucy L. bestritt die Vorwürfe und behauptete, die Kinder seien eines natürlichen Todes gestorben oder aufgrund des Fehlverhaltens anderer. Untersuchungen ergaben jedoch, dass die Babys unter anderem mit Insulin vergiftet worden waren. Zudem injizierte Lucy L. ihren Opfern Luft in die Blutbahn oder überfütterte sie mit Milch. Der Prozess am Manchester Crown Court begann im Oktober 2022. Nach ihrer Ausbildung zur Kinderkrankenschwester wurde Lucy L. im Januar 2015 auf die Neugeborenenstation in der Frühgeborenen-Abteilung versetzt, wo sie bis zum Sommer 2016 arbeitete. Staatsanwalt Nick Johnson erklärte während des Prozesses: "In den folgenden 18 Monaten gab es einen deutlichen Anstieg der Zahl sterbender Babys und schwerwiegender Zusammenbrüche."
Das Krankenhauspersonal bemerkte immer wieder den plötzlichen Verschlechterungszustand der Kinder, der nicht erklärt werden konnte. Außerdem stellten die Mediziner fest, dass kollabierte Kinder "nicht angemessen und rechtzeitig auf Wiederbelebungsversuche reagierten" und dass andere "dramatisch zusammenbrachen, sich dann aber genauso dramatisch erholten". Während des Prozesses enthüllte die Staatsanwaltschaft auch die verstörenden Nachrichten, die Lucy L. nach den Todesfällen an Kollegen verschickte. Am 8. Juni 2015 starb das erste Baby. Lucy L. schrieb einer Kollegin, sie wolle am liebsten nicht wieder auf die Station oder die Eltern des verstorbenen Babys treffen. "Das war das Schwerste, was ich je erlebt habe. Ein großer Schock für uns alle. Es wird hart sein, heute wieder auf die Station zurückzukehren und die Eltern zu sehen. Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen werde, wenn ich die Eltern treffe. Der Vater fiel auf den Boden und weinte, flehte mich an, ihm sein Baby nicht wegzunehmen, als ich es in die Leichenhalle brachte. Es ist so herzzerreißend." Im Zeitraum zwischen dem Tod des ersten und des zweiten Babys attackierte sie auch den Zwilling.
Während sie ihren Kollegen vorspielte, eine am Boden zerstörte Krankenschwester zu sein, ließ sie ihren Chef wissen, dass sie gerne wieder arbeiten würde, bot sogar an, mehr Stunden zu übernehmen. Am 13. Juni 2015 starb das zweite Baby. Lucy L. arbeitete in dieser Nacht auf einer anderen Station. Obwohl ihr Chef sie nicht für die Kinderintensivstation einteilte, schlich sie sich zu ihrem nächsten Opfer, injizierte über eine Magensonde Luft in den Magen des Kleinkindes. Bis weit ins Jahr 2016 starben Babys oder erkrankten schwer - immer dann, wenn Lucy L. Dienst hatte. Lange nachdem das Grauen auf der Frühgeborenen-Station begonnen hatte, wurde Lucy L. schließlich festgenommen. Der Fall Lucy L. ist die schlimmste Kindermordserie in der jüngsten Geschichte des Vereinigten Königreichs, wie die Medien nach dem Schuldspruch am Manchester Crown Court berichteten. Das Boulevardblatt "Sun" bezeichnete die Verurteilte als "Todesengel". Das Motiv bleibt auch nach dem monatelangen Prozess völlig unklar. Die Krankenschwester selbst beteuert weiter ihre Unschuld.