Panzer rollen auf Putins Verteidigungslinien zu! Seit dem Morgen führen ukrainische Kampfverbände Tests an den russischen Verteidigungslinien im südlichen Teil des Landes durch. In den Regionen Saporischschja und Donezk haben sie südlich der Stadt Welyka Nowosilka mehrere Fronten eröffnet und sind bis zu 500 Meter vorgedrungen – schlägt die Ukraine jetzt endlich los?
Die Vorstöße wurden offenbar von aktuellen Drohnenvideos verifiziert und mit dem bisherigen Frontverlauf abgeglichen. Laut einigen russischen Angaben hat die ukrainische Armee bereits zwei kleine Dörfer erobert, doch es gibt bislang keine Beweise für diese Behauptungen. Die Drohnenaufnahmen zeigen ukrainische T-64-Panzer und gepanzerte Fahrzeuge vom Typ MaxxPro, die sich bereits am Sonntag der russischen Front nähern und sie teilweise aus kurzer Entfernung beschießen. Nach Angaben russischer Kriegsblogger haben sich die Angriffe am Montag noch einmal deutlich verstärkt. Aus Kiew wurde berichtet, dass die Streitkräfte “zu offensiven Aktionen übergehen”. Die Russen befinden sich demnach vor allem im Süden der Ukraine in der Defensive. Als Reaktion darauf hat das russische Besatzungskommando zahlreiche T-80-Panzer in den Kampf geschickt und die vorrückenden Ukrainer mit schwerer Artillerie beschossen. Videobilder belegen die Zerstörung mindestens eines russischen Panzers und vier gepanzerter ukrainischer Fahrzeuge.
Es ist wichtig anzumerken, dass es sich bei den Angriffen um Testangriffe auf die feindlichen Linien handelt. Laut russischen Angaben sind zwei bis drei Bataillone der ukrainischen Armee daran beteiligt, was ungefähr einer Brigade entspricht. Die Hauptstreitmacht der Ukraine, bestehend aus etwa 30 weiteren Kampfbrigaden, ist bisher nicht in die Kämpfe verwickelt. Es gibt auch keine Beweise für eine Teilnahme der etwa 300 westlichen Panzer und Schützenpanzer, die die Ukraine seit Februar dieses Jahres erhalten hat. Es scheint jedoch klar zu sein, welche Strategie die Ukraine im Süden verfolgt. Mit Probeangriffen testet sie verschiedene Frontabschnitte, prüft die jeweilige russische Reaktion und analysiert Stärken und Schwächen. Mit diesen Informationen kann die Ukraine genau bestimmen, an welcher Stelle sie am besten die Front im Süden durchbrechen kann. Wenn sie den schwächsten Punkt der Front gefunden hat, kann sie dort durchbrechen und die russischen Invasionstruppen an den stärkeren Frontabschnitten flankieren und einkreisen. Das würde das Ende der russischen Front in den Regionen Saporischschja und dem südlichen Donezk bedeuten.
Gleichzeitig dämpfen immer mehr westliche Sicherheitsexperten die Hoffnungen auf einen “schnellen Sieg” der Ukraine. Im Gespräch mit den Medien warnte der permanente Verteidigungssekretär Estlands, Kusti Salm, dass “die kommende Gegenoffensive noch lange nicht das Ende des Krieges” sei. Estland, einer der engsten Verbündeten der Ukraine, unterstützte das Land bereits Monate vor Deutschland und schon vor Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 mit westlichen Waffen. Salm betonte bei einem Gespräch mit der “BILD”-Zeitung: “Wichtiger als der Druck, die Ukraine innerhalb einer bestimmten Zeit zu befreien, ist es, das Land bis zum Ende des Krieges zu unterstützen. Natürlich muss die Gegenoffensive erfolgreich sein, aber wir müssen auch an der Seite Kiews stehen, wenn sie nicht die gewünschten Ergebnisse bringt.”