Ein “Todesstern” für Kinder?
Ist es wirklich gut und sinnvoll, Kindern ein Smartphone zu schenken? Diese Frage beschäftigt auch den Hollywoodstar Edward Norton (50, “Fight Club”). In einem Interview mit dem “Süddeutsche Zeitung Magazin” sagte er: “Ich glaube, es geht gar nicht darum, worauf Kinder alles Zugriff bekommen. Es geht darum, was alles Zugriff auf die Kinder bekommt.” Diese spezielle Welt sei “ein verdammter feindlicher, schussbereiter Todesstern. Terror ist genau das richtige Wort, wenn ich mich hineinfühle.”
Norton, der in seiner Zeit als Schüler gemobbt wurde und glaubt, “dass man Leuten, die in der Zeit zwischen 14 und 18 glücklich waren, eigentlich nicht trauen kann”, spricht vor allem die negativen Möglichkeiten an, die ein Smartphone bieten kann. “Wenn ich mir überlege, wie das System der sozialen Medien diese Dinge in der heutigen Zeit verstärken muss, möchte ich weinen. Mir erscheint das so gefährlich – wir als Erwachsene können gar nicht ermessen, um wie viel härter Gemeinheiten werden, wenn man sie so digital hochdrehen und verstärken kann.”
Man habe Welten erschaffen, “in denen Kinder anonym fies zueinander sein können. Wenn ich mir das überlege, möchte ich mit meinem Sohn nach British Columbia ziehen und in einer Hütte leben, nur um ihn davor zu schützen.”
Der Charakterdarsteller hat immer wieder in ungewöhnlichen Rollen geglänzt. In seinem ersten Film “Zwielicht” (1996) spielte er einen Mörder. Beim Casting hatte der junge, noch unbekannte Schauspieler spontan gestottert, obwohl es so nicht im Drehbuch stand. “Ich wollte die Rolle auf das reduzieren, was sie ist: Dieser Mann lügt die Menschen an, er spielt mit ihnen, er will mittels Täuschung ihre Sympathie gewinnen. Ich dachte instinktiv: Was wäre ein besserer Sympathieturbo als so etwas Schmerzhaftes wie Stottern?”
Im neuen Film “Motherless Brooklyn”, der am 12. Dezember in den deutschen Kinos anläuft, hat Edward Norton auch das Drehbuch geschrieben und Regie geführt. In der Hauptrolle spielt er den Detektiv Lionel Essrog, der an dem Tourette-Syndrom leidet. “Er ist ein durch und durch paradoxer Charakter mit sehr vielen Ebenen, einerseits genial, andererseits ständig paralysiert durch seine Krankheit. Irgendwie ein Opfer, trotzdem ein knallharter Kerl.”
(ln/spot)