Nach der Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens gegen ihn hat Ecuadors Präsident Guillermo Lasso die Auflösung des Parlaments angeordnet. Lasso begründete sein Dekret am Mittwoch in Quito mit einer "schweren politischen Krise und inneren Unruhen". Er rief den Nationalen Wahlrat (CNE) auf, vorgezogene Wahlen zu organisieren. Bis zu dem Urnengang kann Lasso mit Dekreten weiter regieren.
Die Verfassung des südamerikanischen Landes sieht vor, dass der CNE nach der offiziellen Veröffentlichung des Präsidialdekrets zur Auflösung der Nationalversammlung binnen sieben Tagen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen für den Rest der vierjährigen Legislaturperiode ansetzen muss. Lasso verteidigte die Auflösung des Parlaments im nationalen Rundfunk als "demokratische Entscheidung, nicht nur weil sie verfassungsgemäß ist, sondern weil sie dem ecuadorianischen Volk die Möglichkeit gibt zu entscheiden".
Das 137 Abgeordnete fassende Ein-Kammer-Parlament hatte am Dienstag mit einem Amtsenthebungsverfahren gegen den rechtsgerichteten Präsidenten begonnen. Lasso hatte sich dort den Vorwürfen der Veruntreuung gestellt und diese zurückgewiesen.
Lasso soll einen Öl-Vertrag, der vor seiner Amtsübernahme geschlossen worden war, weiter geführt haben, obwohl er gewusst habe, dass dem Staat dadurch Schaden entstehe. Der Vertrag mit dem internationalen Konzern Amazonas Tanker soll Ecuador Verluste in Höhe von mehr als sechs Millionen Dollar (5,5 Millionen Euro) beschert haben.
Lasso regiert Ecuador seit 2021. Nach gewaltsamen Protesten von Indigenen gegen die hohen Lebenshaltungskosten war im Juni vergangenen Jahres schon einmal ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn eingeleitet worden. Der Antrag scheiterte jedoch, weil im Parlament zwölf Stimmen für die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit fehlten.
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