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Echtes Känguru in Brandenburg gesichtet

Känguru auf der Flucht

Berlin – Diesmal ist es kein Löwe, auch kein Wildschwein, nein, ein echtes Känguru! Gesichtet wurde das Tier am Montagnachmittag auf einer Wiese zwischen Werneuchen und Seefeld (Landkreis Barnim, 40 Kilometer nordöstlich von Berlin).

Video zeigt Känguru auf der Flucht

Auf einem Video ist das Känguru im Gras am Waldrand zu sehen. Erst schaut es still in die Kamera, dann hüpft es in hohem Tempo in Richtung Wald davon.

Augenzeuge berichtet von der Sichtung

Dominik Perplies (23) aus Berlin-Pankow, Urheber des Videos, war am Montag zwischen 14 und 16 Uhr mit einem Teleskoplader auf der Wiese unterwegs, fernab von der nächsten Bundesstraße und mehrere hundert Meter von den nächsten Häusern entfernt. Nach einem Unwetter sollte er dort einen umgefallenen Baum bergen. Perplies zu BILD: „Dann rannte das Känguru plötzlich vorbei. Ich habe mich mit dem Traktor langsam genähert, dachte erst, es wäre vielleicht ein verletztes Reh. Aber dann ist es weggehoppelt – und es war klar.“ Das etwa ein Meter große Tier sei in die Büsche verschwunden. Er habe später noch einmal danach gesucht, es aber nicht mehr entdeckt. „Bisher habe ich Kängurus nur im Zoo gesehen – in freier Wildbahn ist das wohl doch eher selten“, sagt er.

Experte bestätigt Sichtung

Laut Wildtierexperte Derk Ehlert (55) handelt es sich um ein Rotnackenwallaby. In Brandenburg gibt es zehn Zoos und Tierparks, die solche Kängurus halten. Der Zoo in Eberswalde ist der nächste – etwa 30 Kilometer vom Sichtungsort entfernt. Der Experte zu BILD: „Das Känguru könnte schon eine ganze Weile unterwegs sein.“ Pro Tag könne das Tier sehr schnell etliche Kilometer zurücklegen.

Kängurus sind winterresistent

Nach Angaben des Experten sind Kängurus Vegetarier und können in Brandenburg von dem überleben, was sie in der Natur finden. Auch das aktuell eher kühle Wetter sei für die „winterresistenten“ Tiere kein Problem. Vor anderen Tieren bräuchten sich Kängurus nicht zu fürchten. Ehlert: „Als Feind hat das Känguru hier in Deutschland eigentlich nur den Wolf. Sonst sind mir keine Tiere bekannt, die ihm gefährlich werden könnten.“

Keine Meldepflicht für Kängurus in Brandenburg

In Brandenburg sind solche Rotnackenwallabys laut Landesamt für Umwelt (LfU) nicht geschützt und daher auch nicht meldepflichtig. Heißt: Jeder darf so ein Tier ohne Weiteres halten. Nur geschützte Arten müssen gemeldet werden. Thomas Frey vom LfU auf BILD-Anfrage: „Seit Beginn unserer elektronischen Datenhaltung Mitte der 1990er-Jahre ist nur ein einziges Känguru dieser geschützten Arten bei uns angemeldet worden. Dieses ist allerdings schon seit 2012 verstorben. Ein Dendrolagus bennettianus.“

Keine Suche seitens der Behörden

Gesucht wird das Känguru aktuell nicht – jedenfalls nicht von den Behörden. Ein Sprecher der Brandenburger Polizei: „Wir haben dazu keine Infos und sind auch nicht tätig.“

Kängurus auf der Flucht

Das mutmaßlich entlaufene Känguru in Werneuchen ist kein Einzelfall! Immer wieder büxen in Brandenburg Kängurus aus. 2011: In Sonnewalde (Elbe-Elster) wird ein Känguru gesichtet. Genau wie bei der jetzigen Sichtung in Werneuchen flüchtet das Tier damals in den Wald. 2014: Eine Känguru-Mama entkommt samt Baby im Beutel von einem Hof in Derwitz (Potsdam-Mittelmark)! Sogar über die A10 hoppelt das Tier. 2015: Im Januar entläuft ein Beuteltier in Werder (Havel). Erst wird es noch lebend gesichtet, später auf einem Firmengrundstück in der Nähe der Autobahnabfahrt Groß Kreutz tot aufgefunden. Vom Bennett-Känguru Jack fehlt nach seinem Ausbruch aus weiter jede Spur. Im Juli dann wieder ein Hüpfer auf der Flucht: Anwohner rufen die Polizei, als sie ein Busch-Känguru in Frankenförde bei Luckenwalde (Teltow-Fläming) herumspringen sehen. Ein Tierarzt kann das Känguru schließlich durch einen Betäubungspfeil wieder einfangen. Das Tier kommt in eine Pflegefamilie. 2016: Im Landkreis Märkisch-Oderland verschwinden innerhalb weniger Wochen gleich drei Känguru-Babys! Eines aus dem Oderbruchzoo Altreetz, ein weiteres in der Umgebung. Wo genau das dritte verschwand, ist unklar. Die Babys wurden wohl aus dem Beutel der Mutter geklaut. 2017: In Wriezen (Barnim) wird ein Känguru (1) gestohlen. Die Polizei schließt damals aus, dass das Tier ausgebüxt sein könnte. Das kleine Känguru wäre heute sieben Jahre alt – Rotnackenwallabys haben eine Lebenserwartung von bis zu 15 Jahren.