Die Bauwirtschaft und die Gewerkschaft der Branche haben mit Blick auf den Wohnungsgipfel im Bundeskanzleramt am Montag massive Hilfen gefordert. "Was wir jetzt brauchen, ist ein echter Schub, damit der Wohnungsbau nicht kollabiert", sagte IG-Bau-Gewerkschaftschef Robert Feiger der "Augsburger Allgemeinen" (Samstagsausgabe). "Die Menschen erwarten einen Wohnungsbau-Wumms", erklärte der Geschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB), Felix Pakleppa.
Das Bundeskanzleramt hat für Montag zum Bündnistag bezahlbarer Wohnraum geladen. Das Format hatte Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) im Frühjahr 2022 ins Leben gerufen. Es sollte unter anderem an der Erreichung des ausgewiesenen Ziels von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr arbeiten. Vor allem wegen der gestiegenen Baukosten und Zinsen steckt die Bauwirtschaft jedoch in der Krise und das gesteckte Ziel liegt in weiter Ferne.
"Alles, was jetzt nicht finanziell auf den Weg gebracht wird, wird später doppelt so teuer", sagte Gewerkschaftschef Feiger. Der Staat müsse daher jetzt Mittel zur Verfügung stellen. Etwa brauche es 50 Milliarden Euro für Sozialwohnungen. "Weitere 22 Milliarden Euro sind noch in dieser Legislaturperiode notwendig, um auch Wohnungen zu erstellen, die für Menschen mit mittleren Einkommen bezahlbar sind."
Der Bundesverband Deutscher Fertigbau forderte, dass "die Durchschnittsfamilie" wieder in der Lage sein müsse, Wohneigentum zu finanzieren. "Die Einkommensgrenze für die Neubauförderung muss deshalb umgehend von 60.000 Euro auf mindestens 90.000 Euro für Familien erhöht werden", erklärte Verbandschef Achim Hannott.
ZDB-Chef Pakleppa setzt große Hoffnungen in das Spitzentreffen im Kanzleramt. "Noch nie hat ein ganzer Wirtschaftszweig so gespannt auf einen Termin im politischen Berlin geschaut", erklärte er. "Das Treffen wird die Realitätsprobe für die Wohnungsbaupolitik der Regierung."
Andere Verbände haben diese Hoffnung allerdings bereits aufgegeben. Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft (GdW) und der Eigentümerverband Haus & Grund kündigten am Freitag an, das Treffen am Montag zu boykottieren. Es sei kein greifbares, positives Ergebnis zu erwarten. Stattdessen warfen sie der Bundesregierung vor, eine "in erster Linie öffentlichkeitswirksame" Veranstaltung zu planen.
pe/jes