Riesenaufgebot der Polizei
Dresden - Noch bevor die ersten Lieder liefen, war der rechte Spuk schon vorbei: Mit einem Großeinsatz hat die Polizei am Samstagabend ein Rechtsrock-Konzert in einer ehemaligen Bücherei in Dresden-Gittersee verhindert. Gegen 20 Uhr rückten rund 300 Beamte in der Karlsruher Straße an und stürmten die Veranstaltung. Neben den Einsatzkräften der Dresdner Polizei, darunter der Staatsschutz, wurde auch das Unterstützungskommando der Bayerischen Polizei (USK) sowie die sächsische Bereitschaftspolizei für die Auflösung des Konzerts angefordert. Ein Polizei-Hubschrauber aus Thüringen kreiste über dem Dresdner Süden, sogar Polizeihunde waren im Einsatz.
Tatverdächtige konnten festgenommen werden
Polizeisprecher Stefan Grohme (42) zu BILD: „Im Vorfeld erhielten wir den Hinweis, dass es sich um ein Konzert handelt, bei der Musik aus rechtsextremen Kreisen gespielt werden sollte. Daraufhin wurde der Einsatz vorbereitet und die Veranstaltung unterbunden“. Die Konzertteilnehmer, darunter auch polnische und tschechische Staatsbürger, wurden von den Beamten erkennungsdienstlich behandelt. Viele trugen Kleidung, die der rechten Szene zugeordnet werden kann. Ein Mann trug z.B. ein schwarzes T-Shirt mit dem weißen Schriftzug „eighty eight“ (auf Deutsch: achtundachtzig). Neonazis haben am Freitag in Sachsen ungeniert in einem Pavillon mit Hakenkreuz gefeiert. Am Wochenende prügelten deutsche Hooligans einen Megapark-Türsteher in die Klinik. BILD erklärt, warum Rechte zum Ballermann reisen.
Verbotene Symbole entdeckt
Sachsens Landesverfassungsschutz erklärt zu den Symbolen: „In der rechtsextremistischen Szene werden zahlreiche Zahlen- und Buchstabenkürzel verwendet, um in Deutschland bestehende Verbote zu umgehen. Diese Abkürzungen sind in der Regel einfach aufgebaut. Die Zahlen stehen meist für die Buchstaben im Alphabet und die Buchstaben für die Anfangsbuchstaben der jeweiligen Parole.“ Die Zahl 88 steht demnach für „Heil Hitler“. Weil die rechtsextremen Symbole verboten sind, mussten einige Neonazis im Scheinwerferlicht der Polizei die T-Shirts ausziehen, auch ihre Tattoos wurden fotografiert. Offenbar wurden auch auf den Körpern verbotene Symbole gefunden. „Wenn ein Tattoo gegen die Gesetze verstößt und öffentlich sichtbar ist, wird dieses zur Beweissicherung fotografiert. Dabei kann es auch dazu kommen, dass zur vollständigen Sichtung und Beweissicherung die Kleidung ausgezogen oder hochgeschoben wird“, erklärte ein Polizeisprecher.
Polizei zeigt Null-Toleranz gegen Rechtsextremismus
Für die erkennungsdienstliche Behandlung und die stundenlange Schreibarbeit hatte die Polizei extra einen kleinen Stehtisch aufgebaut. Auch CDs und rechtsextreme Banner wurden sichergestellt. Die Beamten schauten sich zudem die Fahrzeuge der Konzertbesucher an. Der Einsatz ging bis nach Mitternacht. Insgesamt wurden die Personalien von 76 Menschen aufgenommen. Die Polizei stellte unter anderem wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Volksverhetzung neun Strafanzeigen. Sachsens Polizeipräsident Jörg Kubiessa (59) betonte gegenüber BILD: „Wir gehen konsequent gegen rechtsextreme Konzerte vor.“ Das Konzert sollte in einer ehemaligen Bücherei stattfinden.