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Drei Tote bei neuen Protesten in Myanmar

Mahnwachen für getötete Demonstranten trotz nächtlicher Ausgangssperre

Bei neuen Protesten in Myanmar sind in der Nacht zum Samstag drei Menschen getötet worden. In mehreren Stadtvierteln von Yangon kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Anwohnern, die gegen nächtliche Patrouillen und Festnahmen protestierten. Dabei wurden nach Angaben von Anwohnern und Angehörigen drei Männer erschossen. Hunderte Menschen widersetzten sich zudem einer nächtlichen Ausgangssperre, um mit Mahnwachen an getötete Demonstranten zu erinnern.

Seit der Machtübernahme des Militärs gehen die Menschen in dem südostasiatischen Land zu Zehntausenden auf die Straße. Die Sicherheitskräfte gehen brutal gegen die Demonstranten vor und setzen dabei offenbar auch gezielt tödliche Gewalt ein. Seit dem Putsch am 1. Februar wurden nach UN-Angaben schon mehr als 70 Menschen getötet.

Neben den Einsätzen gegen Demonstranten häuften sich zuletzt auch Berichte über nächtliche Patrouillen und Festnahmen. Auf einem Video, das am Freitagabend in Online-Netzwerken geteilt und von der Nachrichtenagentur AFP verifiziert wurde, waren Polizisten zu sehen, die in Yangons Stadtviertel Thaketa drei Menschen auf die Straße zerrten, schlugen und wegschleppten.

Protestierende Anwohner versammelten sich vor der Polizeiwache. Später waren in dem Viertel Schüsse zu holen, wie ein AFP-Reporter berichtete. "Sicherheitskräfte haben drei junge Männer festgenommen und als wir ihnen gefolgt sind, um sie zurückzuholen, sind sie gegen uns vorgegangen", sagte ein Anwohner. Dabei seien zwei Menschen erschossen worden.

Auf verifizierten Videoaufnahmen waren die aufgebahrten Leichen der beiden Toten und trauernde Angehörige zu sehen. "Alle haben gesagt, geh nicht raus, bleib einfach zu Hause, aber er hat gesagt, dass er rausgehen muss, weil drei Jugendliche festgenommen und in die Polizeiwache gebracht wurden", sagte die Witwe des 37-jährigen Si Thu. "Wir haben vergeblich darauf gewartet, dass er zurückkommt."

Auch im Stadtteil Hlaing gingen Anwohner auf die Straße, um gegen Polizisten und Soldaten in ihrer Nachbarschaft zu protestieren. "Die Anwohner wollen nicht, dass sie nachts in die Gegend kommen, um Leute festzunehmen", sagte ein Anwohner AFP. "Wir wollten sie vertreiben." Die Anwohner warfen demnach mit Brandsätzen, die Sicherheitskräfte setzten Knallgranaten ein. Vier Menschen seien verletzt worden. Ein anderer Anwohner bestätigte die Angaben.

Auf verifizierten Videoaufnahmen waren Menschen zu sehen, die sich hinter Autos versteckten und dann einen Mann mit einer blutenden Schussverletzung am Kopf bargen. Der 18-jährige Aung Paing Oo starb noch in der Nacht, wie sein Bruder Aung Paing Oo bestätigte. "Die Ärzte konnten nicht viel für ihn tun", sagte er AFP.

Vor den Zusammenstößen hatten sich trotz der ab 20.00 Uhr (Ortszeit) geltenden Ausgangssperre im ganzen Land hunderte Menschen zu Mahnwachen für getötete Demonstranten versammelt - von Hpakant im Norden bis Myeik im Süden Myanmars. In Yangon setzten sich Demonstranten auf eine Kreuzung, wo sie sangen und beteten.

Am Samstagmorgen nahmen in Yangon zudem zahlreiche Menschen an einer Trauerfeier für den am Donnerstag getöteten Chit Min Thu teil. Viele Teilnehmer hielten als Zeichen des Protests drei Finger in die Luft. "Die Revolution muss gewinnen", sagte die Witwe des Getöteten unter Tränen.

by STR