Weil er in seiner Arztpraxis eine Frau sexuell missbraucht haben soll, ist ein 50-jähriger Orthopäde aus dem nordrhein-westfälischen Herford zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Der Mediziner soll für drei Jahre ins Gefängnis, wie ein Gerichtssprecher am Freitag sagte. Er erhielt zudem ein Berufsverbot von fünf Jahren. Von einem ihm ebenfalls zur Last gelegten Kindesmissbrauch wurde er hingegen freigesprochen.
Die Strafkammer sah es als erwiesen an, dass der 50-Jährige eine Patientin während einer orthopädischen Behandlung sexuell missbraucht hatte. Ein mehrfacher Missbrauch einer anfangs elfjährigen Patientin zwischen Juli 2019 und Oktober 2020 konnte dem Herforder jedoch nicht mit letzter Sicherheit nachgewiesen werden. Die Staatsanwaltschaft hatte dem 50-Jährigen vorgeworfen, das Kind in seiner Praxis achtmal sexuell missbraucht zu haben - teilweise auch schwer.
Die Kammer habe dem Kind zwar grundsätzlich geglaubt, aber letzte Zweifel nicht ausräumen können, sagte der Gerichtssprecher. Demnach erinnerte sich das Kind an acht Taten, wobei in der elektronischen Behandlungsakte lediglich zwei Behandlungen vermerkt waren. Auch schilderte die Minderjährige einen Missbrauch an einem Samstag, was nicht mit den Öffnungszeiten der Praxis in Einklang zu bringen war.
Der Mediziner bestritt in dem seit Mitte Januar andauernden Prozess sämtliche gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Die Plädoyers wurden am Montag gehalten. Die Staatsanwaltschaft beantragte eine sechseinhalb Jahre lange Haftstrafe. Die Verteidigung forderte einen Freispruch. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
tbh/cfm