Die Sorge vor einem möglichen Hochwasser in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden ist groß, besonders nach dem teilweisen Einsturz der Carolabrücke. Experten befürchten, dass die tonnenschweren Betonteile, die seit Mittwoch in der Elbe liegen, zusätzliche Probleme verursachen könnten. Es besteht die Gefahr, dass sich große Mengen Treibgut an der Brücke ansammeln oder dass weitere Teile der Brücke abgerissen werden. So ist die Lage:
In einem Versuch, die Situation zu entschärfen, hat Sachsen die tschechischen Behörden um Unterstützung gebeten, indem sie darum baten, den Zufluss in die Elbe vorübergehend zu reduzieren. Doch der tschechische Landwirtschaftsminister Marek Výborný (48) wies diesen Antrag zurück. Wie er in einer Pressekonferenz erklärte, könne er dem Wunsch nicht nachkommen. "Wir wurden heute von der Internationalen Kommission zum Schutz der Elbe kontaktiert, um zu prüfen, ob wir den Abfluss in der Elbe temporär verringern könnten“, sagte Výborný. Stattdessen müsse Tschechien den Zufluss erhöhen, da für die kommenden Tage extreme Niederschläge erwartet werden. "Wir müssen sicherstellen, dass der Schutz des Eigentums und der Bürger in Tschechien und auch in Deutschland gewährleistet ist“, fügte Výborný hinzu. Aufgrund der bevorstehenden starken Regenfälle muss in bedeutenden Stauseen Platz geschaffen und Wasser abgelassen werden. Beispielsweise wurde am Wasserkraftwerk Vrane an der Moldau südlich von Prag der Abfluss von zuletzt 40 auf 120 Kubikmeter pro Sekunde erhöht, was Auswirkungen auf die Elbe hat, die sich bei Melnik mit der Moldau vereint.
Für die kommenden Tage wird in Usti nad Labem ein erheblicher Anstieg des Elbe-Pegels von derzeit 2 Meter auf bis zu 4,50 Meter am Sonntag prognostiziert. Tschechische Meteorologen erwarten Regenmengen, die vergleichbar mit den Flutjahren 1997 und 2002 sind. Dies könnte auch Dresden und die beschädigte Brücke stark gefährden. In der Nacht zu Mittwoch war ein Teil der Carolabrücke, einer wichtigen Verkehrsverbindung über die Elbe in Dresden, teilweise eingestürzt und bleibt bis auf weiteres gesperrt.
In der Zwischenzeit hat Verkehrsminister Volker Wissing (54, FDP) ein umfassendes Instandsetzungsprogramm für Autobahnbrücken angekündigt. "Die Modernisierung unserer Brücken hat für den Bund höchste Priorität. Wir holen nun nach, was in den vergangenen Jahrzehnten unter der Unionsführung häufig versäumt wurde“, erklärte Wissing gegenüber BILD. Bis Ende 2024 sollen voraussichtlich mehr als 980.000 Quadratmeter Brückenfläche modernisiert werden. Dies entspricht etwa 137 Fußballfeldern und rund 30 Prozent der gesamten Brückenfläche, die zunächst modernisiert werden soll. Weitere Schritte sind bereits geplant. Im ersten Schritt konzentriert sich sein Ministerium auf ein Kernnetz wichtiger Autobahnkorridore, die leistungsfähige Brücken benötigen. Etwa 4.000 Brücken müssen modernisiert werden, wobei aufgrund der Dringlichkeit zunächst die großen Brücken in Angriff genommen werden, da deren Modernisierung aufwendiger und zeitintensiver ist als bei kleineren Brücken.