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Doch kein Pfingsturlaub? Flickenteppich bei Urlaubsöffnungen in Deutschland – Wann kommen endlich einheitliche Regelungen?

Eigentlich sollte die Öffnungen für den Touristen vor Pfingsten eine gute Nachricht sein. Denn in vielen Bundesländern und in 144 Landkreisen ist der Inzidenzwert unter die Grenze von 100 gefallen. Überall dort kann die Notbremse ausgesetzt werden. Und in vielen dieser Kreise wird nun mit Öffnungen für den Tourismus begonnen. Allerdings scheint dies nun erneut für einen ziemlich undurchsichtigen

Flickenteppich hinsichtlich der unterschiedlichen Bestimmungen führen.

Unterschiedliche Öffnungsstrategien verwirren die Bundesbürger

Weil es keine bundesweit einheitliche Öffnungsstrategie für Hotels und Gaststätten gibt, entwickelt sich in Deutschland wieder einmal ein einziger Urlaubs-Flickenteppich. Beispiele gefällig? Auf der bayrischen Seite des Bodensees darf ab dem 21. Mai wieder Urlaub gemacht werden. Für die Gemeinden auf der baden-württembergischen Seite gibt es hingegen noch keinen Öffnungstermin, weil die Landesregierung in Stuttgart wohl mit Öffnungen in Modellregionen starten will. Ein ähnliches Bild gibt es auch in Norddeutschland, wo in Schleswig-Holstein ab dem 17. Mai wieder Urlaub am Meer möglich sein wird. Allerdings wird in Mecklenburg-Vorpommern zu diesem Zeitpunkt noch alles geschlossen sein und in Niedersachsen dürfen nur die Bewohner des eigenen Bundeslandes die touristischen Angebote nutzen. Im Osten Deutschlands steht der Start des Tourismus noch in den Sternen, da die Inzidenzwerte in vielen Gebieten einfach noch deutlich zu hoch liegen. Im Westen Deutschlands erlaubt Rheinland-Pfalz Urlaub auf Campingplätzen und in Ferienwohnungen, während in Nordrhein-Westfalen sogar Modellprojekte wegen der zu hohen Inzidenzwerte verschoben werden müssen. Zudem kann sich die Situation auch jederzeit wieder ändern. Beim Überschreiten des Inzidenzwertes von 100 müssten die Lockerungen dann wieder rückgängig gemacht werden. In diesem Zusammenhang haben die touristischen Unternehmen keine Planungssicherheit.

Modellprojekte verlaufen bislang sehr erfolgreich

Dabei müsste ein solches Netz unterschiedlicher Vorgaben eigentlich nicht notwendig sein. Denn wie es funktionieren kann, zeigen die seit ein paar Wochen laufenden touristischen Modellprojekte. Wie es scheint, machen diese einen gefahrlosen Urlaub in Deutschland möglich. “Unsere Modellregionen, gerade an der Schlei und in Eckernförde, haben vorgemacht, wie man mit konsequenten Regeln Urlaub in Deutschland möglich machen kann, die Inzidenzen aber trotzdem weiter sinken“, erklärter Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (47, CDU) gegenüber der “Bild am Sonntag”. So waren allein in der Schlei-Region fast 24.000 Tests durchgeführt worden. Dabei wurden 5 positive Covid-19-Fälle entdeckt. Neben zwei Einheimischen wurden auch 3 Touristen positiv auf das heimtückische Virus getestet. “Wenn die Inzidenzen bundesweit weiter sinken, dann kann dies aus meiner Sicht auch schnell zum Modell für Urlaub nicht nur an den Küsten, sondern auch in den Bergen werden“, gibt sich Günther zuversichtlich. Auch Erfahrungen aus dem Ausland zeigen, dass mehr Tourismus nicht zu höheren Inzidenzen führen muss. “Die organisierte Reise in klassische Urlaubsländer rund um das Mittelmeer ist nicht Treiber der Pandemie“, erklärt Norbert Fiebig, seines Zeichens Präsident des Deutschen Reiseverbandes. So seien nach dem Osterurlaub auf Mallorca die Inzidenzwerte dort auch weiter niedrig geblieben.

Deutsche Wirtschaft fordert einheitliche Regeln

Schon seit einiger Zeit werden von der Wirtschaft einheitliche Regeln für ganz Deutschland gefordert “Sicherer Sommer- und Pfingsturlaub kann stattfinden – das ist das positive Signal der vergangenen Tage. Jetzt müssen wir sicherstellen, dass wir möglichst schnell einheitliche Regeln verabreden“, machte TUI Deutschland-Chef Marek Andryszak (48) deutlich. “In Deutschland sollten wir auf den guten Erfahrungen von Schleswig-Holstein aufbauen und uns für einen Urlaub im eigenen Land entsprechend öffnen“, fordert Andryszak. Damit spricht er aus, was auch viele Menschen in Deutschland denken. Dort sind zur Zeit 53 % der Bundesbürger für eine Öffnung der Hotels zu Pfingsten. Lediglich 42 Prozent der Deutschen sprachen sich dagegen aus. 29 Prozent der Bundesbürger wollen im Sommer ihren Urlaub in Deutschland verbringen. 21 Prozent planen Urlaub im Ausland. 49 Prozent der Bundesbürger zieht es vor in diesem Jahr auf Urlaubsreisen zu verzichten. Das Durcheinander in Deutschland begünstigt beim Tourismus unsere Nachbarländer. In Österreich werden Hotels und Gaststätten ab dem 19. Mai mit strengen Sicherheitskonzepten öffen. Bereits jetzt freut man sich in Österreich auf die Gäste. “Wir freuen uns schon riesig auf unsere Gäste, Österreich ist das liebste Urlaubsland der Deutschen!“, zeigt sich die Tourismusministerin der Alpenrepublik, Elisabeth Köstinger (42, ÖVP), zuversichtlich. Schon jetzt seien zahlreiche Anfragen und Buchungen eingegangen. “Mit umfassenden Testmöglichkeiten und einfachen Schutzmaßnahmen bieten wir die Sicherheit, die es für einen unbeschwerten Urlaub braucht“, glaubt Köstinger. Vielleicht sollte man sich daran auch in Deutschland ein Beispiel nehmen.

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