Unternehmerinnen und Unternehmer kurz vor dem Ruhestand finden immer schwerer eine geeignete Nachfolge. Wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe am Mittwoch unter Berufung auf eine Auswertung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) berichteten, kamen zuletzt auf 6792 Senior-Chefs und -Chefinnen nur noch 2017 Interessierte. Das sei ein historisches Tief seit Beginn der Statistik im Jahr 2007, zitierten die Zeitungen die DIHK.
Für den Report Unternehmensnachfolge wurden rund 24.000 Kontakte der Kammern aus dem vergangenen Jahr ausgewertet. In Ostdeutschland einschließlich Berlin ist die Lage demnach besonders angespannt. Dort kommen auf einen Interessenten fast vier Firmen, die auf Nachfolgesuche sind. In Westdeutschland kommen auf einen Interessenten rechnerisch 3,2 Firmen, im gesamten Land sind es 3,37 Unternehmen.
Die Folge des Fach- und Arbeitskräftemangels sei, dass gut ein Viertel der Unternehmerinnen und Unternehmer darüber nachdenke, einfach zu schließen. So könnte hochgerechnet auf alle über 60-jährigen Inhaberinnen und Inhaber in den kommenden fünf Jahren etwa eine Viertelmillion Unternehmen von solchen Schließungen betroffen sein, zitierten die Funke Zeitungen aus dem Report.
DIHK-Präsident Peter Adrian sprach von "einschneidenden Entwicklungen für den Standort Deutschland". So würden immer mehr Unternehmen, besonders kleine und mittlere, verschwinden und Lücken in Wirtschaft und Gesellschaft hinterlassen.
Der Ökonom Marcel Fratzscher sagte den Zeitungen zu dieser Entwicklung, es sei an den Firmen selbst, ihren Betrieb so aufzustellen, dass dieser attraktiv genug sei, um das damit verbundene unternehmerische Risiko einzugehen. Er beschrieb zudem die Tendenz, dass sich schon "seit längerer Zeit" immer weniger junge Menschen selbstständig machen und die damit verbundenen Risiken eingehen wollten. "Zudem wollen immer mehr Selbstständige ihre eigenen Ideen verfolgen und nicht lediglich ein bestehendes Unternehmen übernehmen."
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