Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat die für Mittwoch angesetzten Tarifverhandlungen mit dem Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV) abgesagt. "Es gab von der Arbeitgeberseite keinerlei Signale, dass sie ihr bisheriges Angebot nachbessern wollen", erklärte Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck am Montag. Die Zeichen stünden auf Streik. Der AGV reagierte mit Unverständnis.
Verdi-Verhandlungsführer Duscheck erklärte, das zuletzt vorgelegte Angebot der Arbeitgeber sei "nichts anderes als Reallohnverlust für die nächsten drei Jahre". Das sei "inakzeptabel". Dagegen setze Verdi sich mit den Beschäftigten zur Wehr.
Verdi fordert für die rund 140.000 Beschäftigten eine Erhöhung der Gehälter um 4,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten und eine soziale Komponente von 150 Euro. Die Gewerkschaft will außerdem eine Regelung zur mobilen Arbeit, die vorsieht, dass Beschäftigte bis zu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil arbeiten können. Dafür sollen sie laut Gewerkschaft einen Anspruch auf eine Erstausstattungspauschale in Höhe von 1500 Euro erhalten.
Die Arbeitgeber boten zuletzt eine Erhöhung der Tarifgehälter um insgesamt 3,2 Prozent in drei Stufen bei einer Laufzeit von 36 Monaten an. Zudem legten sie ein "Zukunftspaket" mit eigenständigen Tarifverträgen zur Mobilarbeit, für Nachwuchskräfte und zur betrieblichen Altersversorgung vor.
Duscheck erklärte, die Arbeitgeberseite fordere damit einen effektiven Lohnverlust von den Beschäftigten und erwarte gleichzeitig, dass die Belegschaft angesichts des Abbaus von Arbeitsplätzen künftig mehr Arbeit übernehme. Ohne ein neues Angebot der Arbeitgeberseite mache eine vierte Verhandlungsrunde keinen Sinn.
AGV-Hauptgeschäftsführer Carsten Rogge-Strang sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, ihm fehle für die Absage "jedes Verständnis". In einer Tarifverhandlung gehe es darum, "dass man miteinander redet". Der AGV werde trotz der Verdi-Absage den Termin am Mittwoch wie geplant wahrnehmen und mit dem Deutschen Bankangestellten-Verband (DBV) sprechen.
Der AGV sei aber bereit, mit Verdi über das bisherige Angebot zu reden. "Wir würden gerne mit beiden Gewerkschaften weitersprechen. Dafür braucht es aber eine Dialogbereitschaft seitens Verdi."
Von der Drohung nach weiteren Streiks zeigte sich der AGV-Hauptgeschäftsführer unbeeindruckt: "Die bisherigen Streiks hatten keine nennenswerten Auswirkungen. Insofern nehmen wir die Streikdrohung zur Kenntnis, sehen das aber gelassen."
by Yann Schreiber