LG bewirbt sein G5 als “modulare Revolution” und hat mit den LG Friends ein System an Zusatz-Gadgets geschaffen, die den Funktionsumfang des Premium-Smartphones nochmals erweitern sollen. Nach dem Testbericht zum LG G5 wollen wir nun also auch noch einen genaueren Blick auf die Module werfen.
In Kombination mit dem Zusatzmodul LG 360 CAM kann man mit dem LG G5 relativ einfach 360°-Fotos und -Videos erstellen.
Die Kamera selbst ist relativ kompakt, aus Plastik gefertigt und in einem matten Silber gehalten. Besonders auffällig sind natürlich die beiden großen 13 Megapixel Weitwinkel-Kameras, die auf beiden Seiten der 360 CAM angebracht sind. Auf der Front findet sich ein runder Auslöseknopf, der bei kurzem Druck ein Foto macht oder bei längerem Drücken eine Videoaufzeichnung beginnt. Eine LED signalisiert zuverlässig, ob gerade eine Aufnahme läuft.
Sowohl Fotos als auch Videos lassen sich mit der 360 CAM auf zwei verschiedene Arten aufzeichnen. Entweder als Sphäre, wobei dann beide Kameras – die Front und die Rückkamera – genutzt werden, um eine 360°-Ansicht zu erhalten oder im Standard-Modus, wo nur eine der beiden Kameras verwendet wird. Bei aktiviertem 5.1-Kanal-Surround-Sound zeichnen alle drei integrierten Mikrofone Ton auf, was vor allem bei der Betrachtung mit passendem VR-Equipment für ein immersives Erlebnis sorgen soll.
An der Unterseite finden sich eine Befestigung für ein Stativ und eine Klappe, hinter der sich neben dem Einschub für eine MicroSD-Karte auch der Eingang für ein USB Type-C Kabel versteckt hält. Mit dem beigelegten USB-Kabel kann die Kamera aufgeladen oder mit einem PC verbunden werden. Aufladen muss man übrigens nach etwas über einer Stunde Nutzung, denn etwa dann geht der verbaute 1200mAh Lithium-Ionen-Akku zur Neige – da könnte mehr drin sein. Das Gerät umläuft ein dunkelgrauer Plastikstreifen, in den die Befestigungen für die mitgelieferte Hülle, der Einschaltknopf und weitere LEDs eingelassen sind. Ein einfacher Druck auf den Knopf genügt und die Cam ist sofort einsatzbereit – sehr gut um nicht im entscheidenden Moment zu lange warten zu müssen und eventuell das Beste zu verpassen. Die kleinen Leuchten zeigen zudem an, ob sich die Kamera gerade im 360°- oder im 180°-Modus befindet. Ohne eingelegte externe Speicherkarte verweigert die CAM übrigens die Aufnahme, ein Umstand der beim Kauf bedacht werden sollte und leider auch zusätzliche Kosten bedeutet.
Neben der Anschaffung einer Speicherkarte ist auch die Installation des 360 CAM Manager auf eurem LG G5 eine Voraussetzung für die Nutzung der LG 360 CAM. Einmal via Bluetooth mit der Cam verbunden kann man sich in der App das Bild der Kamera direkt ausgeben lassen. Der Kamerabereich ist dabei ähnlich aufgebaut wie die Kamera-Applikation des LG G5 selbst, sodass man sich recht schnell zurechtfinden kann. Aus der App heraus kann man sowohl eine Aufnahme starten, als auch die Art der Sound- und Video-Aufnahme ändern, sowie die Auflösung oder einen Selbstauslöser einstellen, was an der CAM selbst nicht geht. Im manuellen Modus lassen sich jede Menge Details einstellen, um auch ambitionierteren Ansprüchen gerecht zu werden.
Auch ohne passendes VR-Equipment lassen sich die aufgezeichneten Fotos und Videos im integrierten Videoplayer ansehen und durch Neigen des Gerätes oder alternativ mit dem Finger kann man bei der Betrachtung auch den 3D-Effekt ausprobieren. Die Dateien sind auf der MicroSD-Karte der Kamera selbst gespeichert und müssen vor dem erstmaligen Betrachten einmalig via Bluetooth auf das Gerät transferiert werden. Das geht trotz der vielen Informationen relativ fix, ein wenig Zeitverzögerung muss man aber dennoch in Kauf nehmen. Alternativ kann man auch die SD-Karte aus der Kamera entfernen und ins G5 einlegen, um gerade längere Videos schneller auf das Gerät kopieren zu können.
Der Effekt ist auch ohne VR-Brille wirklich beachtlich und ermöglicht – passende Ideen vorausgesetzt – einiges an Spielereien. Ein vorinstalliertes Beispielvideo einer Achterbahnfahrt demonstriert die technischen Möglichkeiten der Cam sehr eindrucksvoll, meine eigenen bescheidenen Versuche mit ferngesteuerten Autos und Domino-Steinen reichten an diese Qualität nicht ganz heran. Spaß macht das Aufnehmen und Betrachten der Videos aber dennoch. Die Bilder sind ausreichend scharf und auch 2K-Videoaufnahmen werden flüssig aufgezeichnet und abgespielt. In schlechteren Lichtverhältnissen schwächelt die Kamera deutlich, der Nachtmodus filtert aber einiges an Rauschen raus und sorgt zumindest in der Abenddämmerung noch für ein halbwegs klares Bild. Gerade Innenaufnahmen wirkten auf mich zumeist schärfer, detailreicher und besser ausgeleucht.
Und was kann man damit nun anstellen? Vorstellbar wäre da einiges. Nehmen wir zum Beispiel virtuelle Room-Touren in 3D, bei denen sich der Betrachter mit seiner VR-Brille in 360 Grad umsehen und alles genau betrachten kann. Nicht nur für den stolzen Besitzer einer neuen Wohnung, sondern zum Beispiel auch für Museen und Ausstellungen interessant, die damit ihren Kunden einen ganz neuen Zugang zu ihren Inhalten liefern könnten. Mit einer Kamera wie dieser lassen sich derlei Inhalte verhältnismäßig günstig und einfach produzieren und auch nahtlos bei Youtube und Google Street View einbinden.
Ansonsten kann man damit aber natürlich auch einfach viel herumspielen. Muss ja auch mal sein. Ob man das Teil nun auf ein ferngesteuertes Auto oder eine Drohne schnallt, eine Achterbahn oder Ski-Abfahrt aufzeichnen möchte, seine Skateboard-Stunts festhält oder auch einfach nur dreidimensionalen Cat-Content erstellen will – mögliche Anwendungsszenarien gibt es viele. Wer eine perfekte Idee für VR-Content hat, für den ist die LG 360 CAM vielleicht genau die richtige Invesition.
Und eine Investition ist sie, denn derzeit rufen die meisten Online-Händler zwischen 250 und 300 Euro für die Kamera auf. Das ist ganz schön viel Geld und definitiv zu viel, um aus reiner Neugier mal eben zuzuschlagen. Zumal man ja auch noch ein LG G5 besitzen muss. Wer neben dem obligatorischen Smartphone aber zum Beispiel auch eine VR-Brille wie die HTC Vive, LG 360 VR oder Oculus Rift sein Eigen nennt, kann über eine Anschaffung sicher nachdenken. Dann ist es sicher nett, auch eigens erstellte Inhalte zu betrachten. Ansonsten ist die 360 CAM derzeit aber noch viel zu teuer um lediglich für gelegentliche Spielerein angeschafft zu werden. Für Unternehmen, Universitäten oder die bereits erwähnten Museen könnte die Anschaffung aber interessant sein, um die Möglichkeiten von Virtual Reality-Inhalten auszuprobieren.
Mit dem LG CAM Plus-Modul soll das Fotografieren mit dem LG G5 deutlich angenehmer gestaltet werden. Anders als die 360 CAM wird die CAM Plus direkt am „Magic Slot“ des G5 befestigt. Wie schon im Testbericht zum Smartphone selbst erwähnt ist das allerdings einfacher als es klingt, denn das Austauschen der Module bedeutet in der Praxis jedes Mal einen langwierigen und komplizierten Akkuausbau inklusive Neustart des Gerätes. Das zieht sich und macht es unnötig schwer, mal eben das Kamera-Modul zu befestigen, wenn es etwas zu Fotografieren gibt.
An der Bildqualität oder dem Funktionsumfang der Kamera ändert das Modul übrigens nichts. Die Erhebung und die texturierte Rückseite machen es aber etwas einfacher, das Smartphone beim Fotografieren still zu halten.
Neben dem üblichen USB-Eingang, den Öffnungen für den Lautsprecher und dem primären Mikrofon findet sich an der Unterseite ein kleiner Schalter, mit dem man von jedem Punkt aus in die Kamera-App springen kann, egal ob das Display an ist oder nicht. Das ist wirklich praktisch, weil man so jederzeit schnell auf die Kamerafunktion zugreifen kann und keinen wichtigen Moment verpasst.
Hält man das Smartphone zum Fotografieren dann quer, finden die Finger an der Erhebung Halt und das Gerät liegt sicherer in der Hand. Oben rechts findet sich dann ein kleines Rad zum Rein- und Rauszoomen. Bei einem digitalen Zoom ergibt das in der Praxis aber nur wenig Sinn und taugt höchstens dazu schnell zwischen den beiden Kameras des G5 zu wechseln. Leider reagiert das Rädchen gelegentlich auch etwas verzögert und zoomt zudem nicht stufenlos, wodurch es für Videoaufnahmen leider völlig ungeeignet ist.
An der Oberseite finden sich dann noch zwei Auslöser – einer für das sofortige Starten einer Videoaufnahme und einer zum Auslösen der Fotokamera. Das ist vielleicht ganz praktisch, zumindest ich habe mich mittlerweile aber gerade bei Smartphone-Kameras auch gut damit arrangiert, einfach auf den Bildschirm zu tippen. Außerdem stellt sich mir die Frage, warum man bei LG – wenn ein physischer Auslöser die Fotoerfahrung doch scheinbar verbessern kann – dem G5 nicht einfach nativ einen solchen verpasst, anstatt diese Funktion in ein teures Zusatz-Modul auszulagern. Schade eigentlich, denn ein dedizierter Kamera-Button am G5 hätte sicher einigen Zuspruch gefunden.
Positiv hervorheben muss man allerdings noch den zusätzlichen Akku, der sich im CAM Plus Modul verbirgt und einen spürbaren Zugewinn an Laufzeit mit sich bringt. Da Smartphones ja das Display als Sucher verwenden, zieht das Fotografieren auf Dauer deutlich am Akku. Die 1200mAh des CAM Plus sind da eine echte Entlastung, gerade bei längeren Ausflügen auf denen das G5 als Kamera herhalten muss.
Fazit zum CAM Plus Modul? Bräuchte ich nicht. Extra-Akku hin oder her, wenn man dafür dann ein zusätzliches Teil mit sich herumtragen muss, kann dieses Teil auch genauso gut direkt ein Zweitakku oder einfach eine Powerbank sein. Für die knapp 80 Euro die man beispielweise bei Amazon für das CAM Plus hinlegt, kriegt man sogar beides. Der Kamera-Schalter ist vielleicht ganz nett, einen physischen Auslöser hätte man wie gesagt aber auch einfach am Gerät direkt unterbringen können – ganz ohne Aufpreis und zusätzliches Gewicht. Und der könnte bei Betätigung zum Beispiel auch direkt die Kamera-App öffnen. Wer wirklich viel mit seinem Smartphone fotografiert, für den könnte das Modul vielleicht etwas sein, ansonsten macht es das Gerät aber zu sperrig und bringt keinen wirklichen Zusatznutzen.
Das Dritte Dritte im Bunde der uns zur Verfügung gestellten LG Friends ist das HiFi Plus Modul. Das HiFi Plus ist in Zusammenarbeit mit der renommierten Audioschmiede B&O entstanden. Hinter dem Namen verbergen sich ein 32-bit DAC und ein ES9028C2M + Sabre9602 Chipsatz, die den eingebauten 24-bit DAC des LG G5 umgehen und Musik mit 32-bit/384kHz unterstützen.
Das schwarze Element wird ebenso wie schon das CAM Plus an der Unterseite angebracht und hat daher auch mit denselben Schwierigkeiten beim Austausch zu kämpfen. Da es bei Weitem nicht so sperrig wie jenes, sondern nur kaum merklich länger als die normale Unterseite des G5 ist, ist es hier aber auch kein Problem, das Modul dauerhaft am G5 zu behalten. Am HiFi Plus finden sich die üblichen Eingänge, ergänzt um einen zusätzlichen 3,5mm Klinkenanschluss. Schließt man an diesen ein Paar gute Kopfhörer oder die heimische HiFi-Anlage an, lässt sich im Vergleich zum oberen Anschluss oder anderen Smartphones ein stellenweise deutlicher Unterschied feststellen. Beim gängigen Streamen von Musik oder stark komprimierten mp3-Dateien mag das nicht so auffallen, greift man aber auf hochwertigeres Audiomaterial zurück, kommen sowohl Details als auch Höhen an der heimischen Anlage deutlich besser zur Geltung. Es könnte ein wenig lauter sein, aber für Leute die Wert auf gute Soundqualität legen ist das HiFi-Modul sicherlich das interessanteste. Zudem fügt es sich auch optisch bestens in die ohnehin schwarze Front des LG G5 ein und stört auch bei dauerhafter Nutzung nicht.
Im Lieferumfang enthalten ist außerdem eine kleine Kunstleder-Tasche für den Transport des Moduls. Auch eine Kappe und ein USB Type C auf Micro-USB Kabel liegen bei. Verbindet man beides mit dem Modul, erhält man einen Standalone-DAC und Kopfhörer-Anschluss, den man über den Micro-USB Ausgang an andere Geräte anschließen kann.
Auch bei diesem Modul steht vor allem der Preis von knapp 150 Euro einer Kaufempfehlung im Weg. Eventuell mag das für die verbaute Technik gerechtfertigt sein – das kann ich nicht beurteilen – es ist aber definitiv zu teuer, als dass man es sich mal eben zum Ausprobieren anschaffen würde. Wer aber Wert auf guten Sound legt, nicht nur Spotify streamt und sein Smartphone öfters mal mit der heimischen Anlage verbindet, dem ist das HiFi-Modul vielleicht eine Investition wert. Von den Modulen die mir zum Test vorlagen, war es jedenfalls das in meinen Augen interessanteste. Dennoch frage ich mich auch hier, ob man nicht durch den Verzicht auf die modulare Bauweise des G5 genügend Platz gewonnen hätte um eine solche Technik direkt in das Gerät zu integrieren.
Nachdem die erste Begeisterung abgeflaut war und ich mir die technischen Daten und vor allem die Preisgestaltung der Module angesehen hatte, kam bei mir schon Anfang des Jahres der Eindruck auf, dass LG hier eventuell etwas am Markt vorbeientwickelt hat. und die Nutzungsszenarien der LG Friens einfach zu speziell sind. Auch weiterhin ist zudem nicht geklärt, was man seitens Drittanbietern noch für Module erwarten kann, oder inwiefern die Module mit zukünftigen LG-Smartphones kompatibel sein werden.
Der Wechsel ist und bleibt viel zu umständlich und dauert entschieden zu lang, die Preise sind zu hoch angesetzt und auch softwareseitig ist die Verwaltung der Module ziemlich unübersichtlich. Gerade das Kameramodul ist zudem eine echte Enttäuschung, weil ein einziger dedizierter Kamera-Button am Gerät das ganze Modul überflüssig gemacht hätte – das modulare Konzept hat man hier nicht ganz zu Ende gedacht.
Außerdem ist es einer der großen Vorteile von Smartphones, dass man nicht mehr so viel mit sich herumschleppen muss – die Kamera und den MP3-Player auch mal zu Hause lassen kann. Diesen Vorteil machen die Module des G5 irgendwo zunichte. Nichtsdestotrotz bleibt einem zumindest der Vorteil eines wechselbaren Akkus erhalten und das LG G5 ist auch ohne – oder gerade ohne? – seine „Friends“ ein wirklich tolles Smartphone geworden.