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“Die Höhle der Löwen”: Frischfleisch zum Abschluss der Staffel

Die Deals des Finales

Mit lebendiger Nahrung wollen sogleich die ersten Gründer in der Finalfolge der aktuellen “Höhle der Löwen”-Staffel (VOX) locken. Leon Benedens und Paul Seehorst bieten mit “fairment” ein Set an, mit dem der eigene Kombucha zuhause angesetzt werden kann. Kombucha-Pilze sollen die Darmflora ins Gleichgewicht bringen, die Leber entgiften und zu schönerer Haut führen. Im Set befinden sich Tee, Zucker, ein Glas und Zubehör. Im Online-Shop verkaufen die Gründer bereits ihre Produkte, von den Löwen möchten sie 950.000 Euro und bieten dafür zehn Prozent ihres Unternehmens. Carsten Maschmeyer (60) darf mitmischen, das Set ausprobieren und den Kambucha-Pilz in den Tee kippen. “Riecht wie Essig, sieht ein bisschen aus wie Qualle.”

“Die Optik ist kein Verkaufsargument”, findet Judith Williams (48) bei näherer Betrachtung. Frank Thelen (44) stößt noch etwas anderes bitter auf: “Eure Bewertung ist extrem progressiv, 10 Prozent ist nicht fair, ich bin raus.” Ralf Dümmel (52) zieht sich aus dem gleichen Grund zurück. “Ihr seid spitze, ich hätte Bock auf das Produkt, nur muss man so viel erklären und 10 Prozent für so viel Arbeit ist mir zu wenig, ich bin raus.” Dagmar Wöhrl (65) schlägt die Bewertung ebenfalls auf den Magen. “Ich werde nicht investieren.” Carsten Maschmeyer ist nicht nur die Beteiligung zu klein, sondern auch die Zielgruppe.

Die Gründer kämpfen, zitieren Philosophen: “Schon Sokrates sagte, der Tod sitzt im Darm.” Und Judith Williams beißt an. “Sie sind Supergründer, aber das Thema ist erklärungsbedürftig.” Sie bietet zusammen mit Frank Thelen, der eigentlich schon ausgestiegen war, ein Kombiangebot: 950.000 für 30 Prozent. Schwere Kost für die Gründer, die ein Gegenangebot auftischen: 950.000 für 15 Prozent – und eine Absage kassieren. “Nee. Wir sind zu weit auseinander”, findet Frank Thelen. “Das ist ein Ablehnangebot.” Kein Deal für die Gründer.

Das eigene Zuhause sicherer machen, das ist der Grundgedanke der nächsten Gründer Gerd Wolfinger und Roland Huber. Sie entwickelten mit “HomeShadows” ein Gerät, das Einbrecher abschrecken soll. Mit einer speziellen Technologie werden Schattenbewegungen im Raum simuliert, die den Eindruck erwecken, dass jemand zuhause ist. Die patentierte Erfindung berechnet die Bewegungen zufällig und aktiviert diese automatisch bei Dämmerung. 100.000 Euro benötigen sie für 20 Prozent der Firmenanteile, bisher haben sie 130 Stück verkauft, die Anwendung bewusst einfach gehalten.

Casten Maschmeyer hat Erfahrung, bei ihm wurde bereits eingebrochen. “Ich findet es toll, etwas zu erfinden, was Einbrecher abschreckt, aber die Schatten bei Ihnen sind groß wie Elefanten. Außerdem finde ich es zu antiquiert, das passt nicht ins Jahr 2019, daher bin ich raus.”

Auch Georg Kofler (62) fehlt die mangelnde Vernetzung. “Ich bin vom Produkt nicht überzeugt und steige aus.” Dagmar Wöhrl ist es auch zu einfach. Bleibt noch Ralf Dümmel. “Ich habe eine ganz andere Meinung. Ich finde das Simple gut, kenne viele Produkte im ähnlichen Bereich, keines ist so gut wie das, würde den Deal machen mit 100.000 Euro für 33 Prozent.” Die Gründer nehmen an.

Kristine Zeller und Dr. Kati Ernst möchten ein Problem lösen, das jede Frau kennt. Sie haben mit “ooshi” Periodenunterwäsche entwickelt, dank der Tampons und Binden der Vergangenheit angehören sollen. Das Menstruationsblut wird von einem Membransystem aufgesaugt und so am Auslaufen gehindert. Die Wäsche soll sich komplett trocken anfühlen, in Bezug auf Pflege und Optik kaum von normaler Damenunterwäsche unterscheiden. Die Gründerinnen benötigen 300.000 Euro für zehn Prozent der Anteile. “Wir wollten es eigentlich mooshi nennen, aber das war uns doch zu anstößig, daher haben wir das M weggelassen”, erklären die Gründerinnen.

“Kein Männerprodukt”: Die männlichen Löwen ziehen gleich die Reißleine. Die beiden Löwinnen untersuchen die Unterwäsche. Dagmar Wöhrl ist nicht überzeugt. “Großes Kompliment, alle Hochachtung, aber ich würde mich nicht wohl fühlen mit so einer Hose, weil ich das Gefühl hätte, dass ich nicht so ganz clean wäre, ich bin raus.”

Judith Williams will einsteigen. “Ihr seid unglaublich stark, aber ich habe paar kleine Zweifel, daher biete ich 300.000 Euro für 30 Prozent.” So viel von ihrer Firma wollen die Gründerinnen nicht abgeben, sie machen ein Gegenangebot, bieten 15 Prozent. Zu wenig für die Beautyexpertin. Dieser Deal geht in die Hose.

Was stört am meisten beim Shoppen? Das Warten an der Kasse. Abhilfe schaffen soll Scansation, der digitale Shoppingbegleiter von Andreas Klett und Leo von Klenze. Der Kunde lädt sich die kostenlose App auf sein Handy und wählt den entsprechenden Markt aus. Im Laden scannt der Kunde die Produkte selbst ein. An der Kasse zeigt man einen generierten QR-Code zum Zahlen, macht ein Foto vom Einkaufswagen. Zeitaufwändiges Umpacken vom Wagen aufs Band entfällt. Um den Handel zu erobern, benötigen die Gründer 500.000 Euro für 15 Prozent von den “Löwen”. Bisher haben sie zwei Märkte mit ihrer Erfindung ausgestattet.

Carsten Maschmeyer meldet daher Zweifel an. “Hat der Kunde dazu überhaupt Lust?” Georg Kofler fehlt ein integriertes Bezahlsystem. Nils Glagau (44) zieht Bilanz: “Bisher habt ihr zwei Märkte ausgestattet, das sagt doch schon alles.” Außerdem findet er die Bewertung “frech”. Carsten Maschmeyer legt nach: “Ich kann ihnen nur helfen, indem ich ihnen Beileid ausspreche, Sie haben keine Chance, es tut mir leid. Zwei Märkte in zwei Jahren, Sie sind kein Start-up, Sie sind eine Start-down, ich bin raus.” Die Gründer wollen trotz dieser deutlichen Worte weiter Gas geben.

Vielleicht sollten sich die beiden abgeblitzten Gründer nach diesem Reinfall zur Stimmungsaufhellung die nächste Erfindung schmecken lassen: Gründer Elias nahm während einer Südamerika-Reise an einer traditionellen Kakao-Zeremonie teil. Davon fasziniert entwickelte er zuhause eine Kakaokugel aus der Edelsorte Criollo. Zur Herstellung werden ungeröstete ganze Kakaobohnen verwendet, wodurch sämtliche Inhaltsstoffe erhalten bleiben. Das Kakaogetränk soll aphrodisierende Wirkung haben und für Glücksgefühle sogen. 50.000 Euro benötigt der Gründer und würde zehn Prozent dafür abgeben. Drei Kakaokugeln kosten 7,50 Euro. Finanziert hat Elias sein Geschäft mit Hilfe der Mutter aus eigener Tasche.

“Wir müssen vorsichtig sein, dass wir hier nicht gleich tanzen und Angebote machen”, scherzt Ralf Dümmel, aber vom Produkt überzeugt ist er nicht. “Es ist eine tolle Geschichte, doch die Einordnung ist schwierig, die Marge ist dünn, ich bin raus.” Carsten Maschmeyer gefällt nicht einmal das Logo. “Es ist mir zu verliebt-verspielt, das fängt schon bei dem Logo an, das ist für mich kein Investmentcase.”

Dagmar Wöhrl hat viel Empathie für den Gründer, kann sich aber ebenfalls zu keinem Investment durchringen. Bleibt Nils Glagau. “Die Geschichte ist toll, ich liebe die südamerikanische Kultur, ich will dich begleiten für 25 Prozent.” Elias hakt nach, bietet 20 Prozent und verlangt zusätzliches “Working Capital”. Einigen können sich Gründer und Löwe schließlich auf 24,9 Prozent und haben zusammen Großes vor: “Wir werden jetzt alle mal aphrodisieren!”

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