Weniger Dienstreisen und mehr Wege zu Fuß und per Rad: Die Corona-Pandemie hat die Mobilität der Deutschen verändert - doch die "große Mobilitätsrevolution" ist ausgeblieben, wie das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie herausfand. Bei einer Umfrage im April gaben knapp zwölf Prozent der Befragten in den Großstädten an, in Zukunft weniger mobil sein zu wollen. 38 Prozent wollen allerdings stärker mobil sein als vorher.
Die zu Beginn der Corona-Krise geschürte Erwartung, dass die Pandemie die Mobilität in Deutschland grundlegend verändern könnte, sei "vielleicht doch zu optimistisch" gewesen, erklärte der Karlsruher Forscher Johannes Schuler. Der Umfrage zufolge lag im August 2020 der Anteil derjenigen, die keine Veränderungen bei Fahrten zur Arbeit und Dienstreisen erwarten, bei etwa 70 Prozent. Dieser Anteil blieb auch 2021 konstant.
Bei freizeitbezogenen Wegen gibt es sogar einen gegensätzlichen Trend.Während im Jahr 2020 noch viele Befragte gerade bei Urlauben einen Rückgang ihrer individuellen Mobilität erwarteten, kehrte sich die Situation im April 2021 um - die Mehrheit der Befragten geht nun von einem starken Anstieg aus.
Das schlägt sich auch in der Wahl der Verkehrsmittel nieder. In diesem Jahr möchten wieder mehr Menschen das Flugzeug in einer Welt ohne Corona-Einschränkungen nutzen. Immerhin planen 18 Prozent der Befragten, mehr Wege zu Fuß zurückzulegen und mit dem Rad zu fahren. Auch will ein Teil Dienstreisen durch Alternativen wie Videokonferenzen ersetzen und dadurch etwas weniger mobil sein.
"Wenn bereits jetzt während der Pandemie so viele Menschen angeben, wieder zu alten Mustern zurückkehren zu wollen, ist das kein gutes Zeichen für die Mobilitätswende", betonte Schuler. Viele Menschen hätten vor allem Ausflüge und Fernreisen vermisst – nicht zuletzt deshalb hätten 38 Prozent angegeben, "dass Mobilität sie einfach glücklich macht".
by Christof STACHE