Vor der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag hat DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell die Notenbank zu einer Zinspause aufgefordert. "Wir warnen die EZB vor weiteren Zinserhöhungen. Höhere Zinsen bremsen die Nachfrage und die Wirtschaft aus und treiben Deutschland unnötig in eine Rezession", sagte Körzell der Nachrichtenagentur AFP. Die EZB "wäre gut beraten", die Wirkung ihrer bisherigen Politik abzuwarten.
Körzell sagte, anders als von vielen behauptet, gehe von den guten Tarifabschlüssen der vergangenen Monate kein Preisdruck aus. Vielmehr zeigten neuere Analysen, dass ein erheblicher Teil der Inflation aktuell "auf den Profithunger der Unternehmen" zurückgehe. "Sie heben ihre Preise stärker an als es zur Kompensation höherer Kosten notwendig wäre", kritisierte das DGB-Vorstandsmitglied.
Von der Politik forderte Körzell, Tarifbindung und Mitbestimmungsrechte in der aktuellen Situation zu stärken. So könne sie "ausufernden Profiten und den fatalen Verteilungswirkungen der Gewinninflation entgegenwirken".
Der EZB-Rat kommt am Donnerstag in Frankfurt am Main zusammen. EZB-Chefin Christine Lagarde hat bereits weitere Leitzinserhöhungen angekündigt, um die Inflation zu bekämpfen. Beobachter rechnen damit, dass die Notenbank die Sätze um je 0,25 Punkte anheben wird.
Damit würde der für Sparer wichtige Einlagenzins auf 3,75 Prozent steigen und das Niveau erreichen, auf dem er zuletzt im Sommer 2008 vor der Finanzkrise gelegen hatte. Der zentrale Leitzins, also der Satz, zu dem Geschäftsbanken sich Geld leihen können, stiege damit auf 4,25 Prozent.
ilo/pe