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Deutschlands Exporte legen im Juni erneut kräftig zu

Auch Industrieproduktion steigt - China meldet überraschend hohes Exportwachstum

Die deutsche Wirtschaft bleibt auf Erholungskurs: Die Ausfuhren im Juni stiegen um kräftige 14,9 Prozent im Vergleich zum Mai, die Industrieproduktion legte um knapp neun Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Beide Werte blieben aber weiterhin deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Hoffnungsvolle Zahlen verkündete auch Deutschlands wichtigster Handelspartner China, wo die Exporte überraschend stark zulegten.

Die Exporte der deutschen Unternehmen erreichten laut Statistik im Juni einen Wert von 96,1 Milliarden Euro. Der Anstieg um 14,9 Prozent war demnach der größte seit Beginn der Zeitreihe im August 1990 - allerdings war der zurückliegende Absturz wegen der coronabedingten Beschränkungen ebenfalls historisch gewesen. So lagen die Ausfuhren im Juni auch noch 9,4 Prozent unter dem Wert vom Juni 2019 und 16 Prozent unter dem im Februar 2020 erreichten Vorkrisenniveau.

Auch die Importe legten im Juni zu: Sie stiegen im Vergleich zum Mai um 7,0 Prozent auf 80,5 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Juni 2019 waren sie damit noch um 10,0 Prozent niedriger, gegenüber dem Vorkrisenmonat Februar um 12,5 Prozent geringer.

Weiter aufwärts ging es im Juni auch bei der Industrieproduktion. Im Vergleich zu Mai nahm sie nach Angaben des Statistischen Bundesamts um 8,9 Prozent zu. Allerdings lagen die Werte auch hier noch weit entfernt vom Vorkrisenniveau. Im Vorjahresvergleich war die Industrieproduktion noch um 11,7 Prozent niedriger; im Vergleich zu Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie, ging die Produktion um 12,1 Prozent zurück.

Die Industrie setzt laut Umfrage des Ifo-Instituts auch in den kommenden drei Monaten auf eine Verbesserung der Lage. Die Stimmung verbesserte sich im Juli das dritte Mal in Folge. "Die Industrie arbeitet sich weiter aus ihrem Produktionstal", erklärte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.

In der Pharma-Branche verbesserten sich die Erwartungen laut Umfrage ebenso wie bei Chemie-Unternehmen und Nahrungsmittelherstellern. Die Autoindustrie plant die Produktion demnach nur geringfügig auszuweiten. Die Maschinenbauer blieben dagegen pessimistisch gestimmt.

Der Blick nach China stützt die Hoffnung auf eine Fortsetzung des Aufschwungs: Peking vermeldete für Juli erneut einen überraschend starken Anstieg seiner Exporte. Sie wuchsen nach Angaben der chinesischen Zollbehörden um 7,2 Prozent im Vorjahresvergleich - Analysten hatten mit einem Minus gerechnet. Der Anstieg war der stärkste seit Beginn des Jahres. Die Importe dagegen sanken leicht; hier hatten die Analysten einen Anstieg erwartet.

Chinas Wirtschaft war wegen der Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie im ersten Quartal um 6,8 Prozent geschrumpft. Im zweiten Quartal von April bis Juni setzte mit der Lockerung der Maßnahmen die Erholung ein.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie erklärte, die Stabilisierung des chinesischen Außenhandels setze wichtige Impulse für eine Erholung des Welthandels. "Davon profitieren auch deutsche Unternehmen." Der stärkere Anstieg der Importe sei ein Signal dafür, dass die Chance für die deutsche Industrie, mit China zu einer ausgeglicheneren Handelsbilanz zu kommen, höher sei als in den vergangenen Jahren. Die Weltwirtschaft allerdings sei "noch lange nicht über den Berg".

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) äußerte sich zurückhaltend. "Der Anstieg im Juni kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass 2020 ein schwieriges Jahr bleiben wird", erklärte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. "Die geringere Nachfrage nach Gütern und weniger Investitionen aufgrund der globalen Wirtschaftskrise werden die Krise weiter lodern lassen."

by Pieter STAM DE JONGE