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Deutschland: Von 20.000 Neuinfektionen täglich runter auf 2.000 – Warum sind die Infektionen extrem gesunken?

In Deutschland gehen die Infektionszahlen des potenziell tödlichen Coronavirus plötzlich drastisch zurück. Lagen die Infektionszahlen zum Monatsbeginn im Mai noch bei 20.000 Neuinfektionen am Tag, wurden zum Monatsende am Montag gerade einmal noch 2.000 Neuinfektionen gemeldet. Doch wieso sind die Zahlen in diesem kurzen Zeitraum so extrem gesunken?

Deutschland atmet auf – Infektionszahlen gehen drastisch nach unten

Gerade einmal 1.978 neue Corona-Fälle hat das Robert-Koch-Institut (RKI) zum Wochenstart am 31. Mai gemeldet. Damit liegt die Zahl der Neuinfektionen um 704 Fälle niedriger als in der Vorwoche. Und sogar 19.975 Fälle unter dem Wert, der zum Anfang des Monats gemeldet worden war. Auch die Inzidenzwerte entwickeln sich prächtig! Die bundesweite Inzidenz liegt nun bereits bei 35,1 und seit dem Wochenende liegen alle Bundesländer gar unter dem Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von 7 Tagen.

Kaum zu glauben, dass zu Anfang des Monats das Szenario sich noch weit düsterer dargestellt hatte. Damals lag die bundesweite Inzidenz noch bei 160 und statt Freiheiten stand sogar eine weitere Verschärfung des Lockdowns zur Debatte. Doch wieso gehen die Zahlen in Deutschland so drastisch nach unten? Mobilitätsforscher Kai Nagel von der TU Berlin glaubt, dass das Zusammenspiel einiger Faktoren zur drastischen Senkung der Infektionszahlen geführt hat.

Mehrere Faktoren lassen Infektionszahlen sinken

Für Nagel sind vor allem die stark erhöhte Impfgeschwindigkeit, die gestiegenen Temperaturen, die flächendeckenen Schnelltests bei Schule, Arbeit und Freizeit sowie die steigenden Anzahl an Menschen, die sich bereits mit dem Virus infiziert haben, ausschlaggebend für den Rückgang verantwortlich. Ab einer Quote der Erstimpfungen von 35 % sinke die Reproduktionszahl des Virus um etwa ein Viertel. Zusätzlich könnte dieser Effekt sogar noch größer sein. Denn generell wurde in Großbritannien entdeckt, dass sich die Menschen vor dem eigenen Impftermin noch vorsichtiger verhalten, um eine Infektion zu vermeiden. Doch noch ist die Gefahr nicht vorbei: “Es ist zu befürchten, dass der starke momentane Abwärtstrend sich etwas abschwächen wird“, warnt Statistiker Prof. Dr. Christian Hesse von der Universität Stuttgart. Denn dann werden sich die aktuellen Lockerungen in Deutschland wohl noch einmal bemerkbar machen.

“Lockerungen bedeuten immer eine Zunahme von Kontakten und eine Zunahme von Kontakten führt unweigerlich auch zu einer größeren Zahl von Neuinfektionen“, erklärt der Statistiker. Trotzdem sieht auch er positiv in die Zukunft. “Generell können wir aber erwarten, dass wir im Sommer bei Inzidenzen von 10 oder weniger liegen“, prognostiziert Hesse. Offenbar wendet sich das Blatt wirklich. Denn nun sind sogar hartgesottene Kritiker von Lockerungen optimistisch.

“Wir haben das Gröbste hinter uns und sind am Ende dieser schweren Zeit angekommen. Wenn sich bis zum Herbst 80 Prozent der Menschen in Deutschland impfen lassen, ist eine fulminante Rückkehr der Pandemie mit einem weiteren Lockdown extrem unwahrscheinlich“, erklärte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach in einem Interview mit der “Bild am Sonntag”. Also scheint für die Zukunft ein klein wenig Optimismus angesagt.

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