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Deutschland und China: Abkoppeln oder abgehängt werden?

Die deutsche Politik diskutiert, wie sehr sich unsere Wirtschaft von China abwenden soll („Abkoppeln“ oder De-Risking“), ob Peking nun Partner, Wettbewerber oder doch ein System-Rivale ist.

Die Debatte, wie abhängig unsere Wirtschaft von China ist, bleibt notwendig, sie droht aber an unseren wahren Problemen vorbeizuführen:

Die Frage ist nicht mehr, ob wir uns von China abkoppeln, sondern ob wir von China abgehängt werden.

Faktum ist: Das jährliche deutsch-chinesische Handelsvolumen ist auf 300 Milliarden Euro angewachsen mit klarem Übergewicht zugunsten chinesischer Exporte – also einem beachtlichen Defizit auf unserer Seite.

Das ist vor allem in seiner Dynamik nicht gesund für die Exportnation Deutschland.

Eine neue Analyse zeigt, wie schlecht es um die europäische Wirtschaft steht.

Rezession! Die Wirtschaft schrumpft. Doch es gibt noch mehr schlechte Nachrichten.

Die Bundesregierung reagiert mit einer neuen China-Strategie – einem Meilenstein. Die deutschen Unternehmen sollen ihre Abhängigkeit von China verringern. So weit, so gut.

Aber: Wie sie das tun, darüber sollen sie in Zukunft dem Wirtschaftsministerium oder vielleicht auch dem Auswärtigen Amt Bericht erstatten.

Ein absolutes Novum: Geschäftspläne gegenüber Regierungsstellen offenzulegen, die nicht gerade für ein hohes Maß an Vertraulichkeit bekannt sind, wird bei den Vertretern der Wirtschaft keine besondere Freude auslösen.

Nicht nur im Verhältnis zu China gilt die alte Kaufmannsregel: Nicht alle Eier in einen Korb legen! Risiko steuern und streuen.

Doch in der Auseinandersetzung mit China geht es noch um etwas ganz anderes: Die Rückkehr zu alter Kraft.

Wir müssen unsere Stellung als Industriestandort von Weltruf verteidigen!

Die Erfolge der deutschen Industrie beruhen auf der technischen Spitzenstellung ihrer Produkte und Dienstleistungen, unserem Ordnungssinn, der Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit im Auftreten und dem Ruf von höchster Qualität – „Made in Germany“.

Nun stellt sich leider die Frage: Gilt diese deutsche Erfolgsformel auch noch für die Zukunft?

Ich finde: Wir müssen die Deutschland-Formel überarbeiten!

Dazu braucht es:

► Geringere Stromkosten! Durch ein umfassendes und verlässliches Energiesystem mit wettbewerbsfähigen Stromkosten für die Wirtschaft. ► Konsequenten Abbau von Bürokratie! Die Fülle an Regelungen aus Brüssel und Berlin nimmt weiter zu. ► Mehr Freiheit! Ein vernünftiges, nicht überzogenes Verhältnis zum Datenschutz! ► Bessere Bildung! Wir brauchen wieder leistungsfähige Schulen und Kinder, die lesen, schreiben und rechnen können. ► Spitzenforschung! Deutsche Ingenieure haben unseren Wohlstand geschaffen und über Jahrzehnte erhalten. ► Mehr Mut! Wir müssen mehr Geld für die Förderung von Start-ups mit bahnbrechenden Technologien zur Verfügung stellen. ► Fachkräfte aus dem Ausland! Wir brauchen gesteuerte Einwanderung für ausgebildete Ingenieure und Facharbeiter und Forscher. ► Weniger Homeoffice! Das massenhafte Arbeiten von zu Hause hemmt die Innovationskraft. ► Entlastung! Keine prohibitiv wirkende steuerliche Belastung.

Während in Deutschland und Europa noch überlegt wird, wie man China begegnen könnte, ist dessen Wirtschaft auf ihrem Weg zur weltweiten Führungsrolle schon in vielen Bereichen an uns vorbeigezogen.

Das gilt unter anderem für: ► vollelektrische Autos „Made in China“, mit fast konkurrenzlosen Batterien (demnächst Made by China in Thüringen) und dazu eine herausragende Lade-Infrastruktur ► Quantencomputer, Mikroelektronik, Informations- und Kommunikationstechnik (Huawei ist uns davongeeilt) ► Das Regime hat die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz vorangetrieben. ► Bei Medikamenten sind wir in Abhängigkeit von China geraten.

Wir müssen uns JETZT fragen, wo wir stehen, als Deutsche und als Europäer – im Verhältnis zu China, aber auch zu Verbündeten wie den USA.

Wir stehen als Standort unter enormem Konkurrenzdruck.

Eines aber dürfen wir niemals aus den Augen verlieren: Unser Wohlstand und unsere Freiheit beruhen nicht auf einer Fülle natürlicher Ressourcen, sondern auf unseren technischen Spitzenleistungen.

Und unsere daraus resultierende wirtschaftliche Kraft begründet den Einfluss unseres Landes in der Welt.

Wir wollen doch nicht am Ende erleben, dass die Chinesen den Spieß umdrehen und uns abkoppeln.

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