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Deutschland ist zu faul! US-Zeitung stichelt gegen Uns! "Wo ist eure Arbeitsmoral geblieben?"

Die Deutschen waren schon immer neben ihrer Pünktlichkeit auch für ihren Fleiß bekannt, eine bürgerliche Tugend, die wesentlich zum Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit und zum heutigen Wohlstand beitrug. Doch scheint diese disziplinierte Arbeitsethik verloren gegangen zu sein. Das renommierte US-Nachrichtenportal "Bloomberg" stellt nun die Frage: "Haben die Deutschen ihre berühmte Arbeitsmoral vergessen?"

US-Magazin kritisiert Arbeitsmoral der Deutschen

Im Bericht wird betont, dass die Deutschen gemessen an der durchschnittlichen Arbeitszeit pro Arbeitnehmer die am wenigsten fleißigen Menschen aller OECD-Länder sind. Die Produktivität nimmt ab, und die Deutschen arbeiten so wenig wie nie zuvor. Seit den 70er-Jahren ist das Produktivitätswachstum rapide gesunken und liegt heute bei knapp unter einem Prozent pro Jahr. Gleichzeitig steigt die Zahl der Krankheitstage, insbesondere psychische Erkrankungen betreffen vermehrt die jüngere Generation. Die urlaubsbedingten Fehlzeiten sind höher als in den Nachbarländern, wobei Deutschland zusammen mit Dänemark die Liste der EU-Länder mit den meisten Urlaubstagen anführt.

Arbeitszeit reduziert sich weiter

Trotz immer lauter werdender Forderungen nach einer Vier-Tage-Woche arbeiten die deutschen Arbeitnehmer im Durchschnitt bereits 3,8 Stunden weniger pro Woche als noch 1991. Deutschland liegt damit unter dem europäischen Durchschnitt und erreicht den niedrigsten Stand jemals. Die Gründe für die sinkende Arbeitslust sind vielfältig. Einige Experten machen das deutsche Steuersystem verantwortlich, da Löhne stark und Vermögen schwach besteuert würden. Obwohl die Gesamtzahl der geleisteten Arbeitsstunden in Deutschland aufgrund der kontinuierlich steigenden Zahl der Erwerbstätigen noch hoch ist, wird sich dies aufgrund des demografischen Wandels bald ändern, warnen Ökonomen. Daher fordern Experten wie Ulrich Kater von der Deka-Bank und Arbeitsexpertin Susanne Nickel Anreize, um mehr und länger zu arbeiten und dem demografischen Wandel sowie dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dies könnten beispielsweise unbesteuerte Überstunden sein, um Arbeit wieder attraktiver zu machen.