Droht Deutschland wirklich ein Jahrhundertwinter?
In den letzten Tagen macht ein Gerücht die Runde, das bei vielen Menschen für Unruhe sorgt: Deutschland könnte von einem Jahrhundertwinter heimgesucht werden. Ausmalen lässt sich ein Szenario mit wochenlangem Dauerfrost und Temperaturen weit unterhalb der Minus-20-Grad-Marke. Ist das wirklich realistisch? Hier eine ehrliche Einschätzung:
Ein solcher Extremwinter würde nicht nur Schneechaos in Großstädten wie Hamburg oder Köln mit sich bringen, wo ein halber Meter Schnee fallen könnte, sondern auch das tägliche Leben massiv beeinträchtigen. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass eine solche Wetterlage eintritt? Die Anzeichen für einen normalen Winterbeginn sind da: Die Tage werden merklich kühler, eine Entwicklung, die typisch für den Herbst ist. In Nordeuropa und dem Osten des Kontinents sind bereits erste Anzeichen von Frost und Schneestürmen zu beobachten. Mitteleuropa, und somit auch Deutschland, erlebt ebenfalls einen Temperaturrückgang, aber in einem Rahmen, der als normal für diese Jahreszeit gilt. Vor allem Ende November steigt die Unsicherheit in den Wettermodellen, und es könnte tatsächlich zu Schneefällen kommen - was also spricht für den Jahrhundertwinter? Hier mehr:
Langfristige Wettermodelle verbessern sich stetig und versuchen, ein uns von der klimatischen Entwicklung der nächsten Monate zu zeichnen. Die amerikanische Wetterbehörde NOAA prognostiziert für die Wintermonate Dezember bis Februar wärmere Temperaturen als im Klimadurchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. Auch andere Wetterdienste wie das britische MetOffice und das europäische ECMWF teilen diese Ansicht. Trotzdem zeigt sich gerade im Dezember nur eine minimale Erwärmung im Vergleich zu vergangenen Jahren, was sich in der aktuellen Wahrnehmung als kälter darstellen könnte. Die gesamte Klimabilanz eines Monats lässt jedoch Raum für Schwankungen, auch hin zu kälteren Phasen.
Die Winter zeigen einen Trend zu höheren Temperaturen und mehr Niederschlag. Ein erhöhtes Feuchteangebot, das durch die überdurchschnittlich warmen umliegenden Meere entsteht, könnte in Kombination mit Kälteeinbrüchen zu hohen Schneemengen führen, allerdings wäre dies eher ein Jahrhundertereignis als ein durchgehender Jahrhundertwinter. Die derzeitigen Luftmassen in unserer Umgebung haben nicht das Potenzial, einen Jahrhundertwinter auszulösen. Nur ein starkes Phänomen wie ein Polarwirbel-Split könnte zu einem solchen Szenario führen, doch die meisten Berechnungen zeigen einen stabilen Polarwirbel, wodurch die Wahrscheinlichkeit für extreme Kältewellen in Deutschland gering bleibt.
Zusammengefasst sprechen die meisten Indikatoren und Expertenanalysen dafür, dass Deutschland ein weiterer milder Winter bevorsteht, der von kurzen Kältephasen unterbrochen wird, die uns an die Winter vergangener Jahrzehnte erinnern könnten. Die Vorstellung eines Jahrhundertwinters bleibt also vorerst im Reich der Spekulationen.