Im deutschen Bildungssystem läuft es gar nicht rund. Jetzt schlägt die Bildungsgewerkschaft Alarm!
Denn: Die Zahl der Schüler in Deutschland soll bis 2035 um eine Million steigen. Von bisher elf auf zwölf Millionen schätzt die Kultusministerkonferenz.
Doch wer soll die Schüler unterrichten? Nach Angaben von Anja Bensinger-Stolze, bei der GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) für die Schulen zuständig, fehlen aktuell bereits mindestens 40.000 Lehrkräfte.
Und es kommt noch dicker! Für den Anstieg der Schülerzahlen rechnet sie – rückwirkend von 2020 – vor: „Von 2020 bis 2035 braucht Deutschland rund 500.000 Lehrkräfte. Wenn wir Reformvorhaben wie den Ganztag und die Inklusion gut umsetzen wollen, sogar fast 540.000.“ Bensinger-Stolze bezieht sich dabei auf Berechnungen des Wissenschaftlers Professor Klaus Klemm. ▶︎ Heißt: Um die Bildungsziele zu erreichen, braucht es rund eine halbe Million Lehrkräfte mehr!
Was das Bildungssystem versäumt: Das sagen Eltern, Schüler, Experten und Politiker. Die Iglu-Studie zeigt, dass viele Kids nach fast 4 Jahren Grundschule kaum lesen können.
Die Folgen des Lehrermangels: Es unterrichten nicht mehr nur ausgebildete Lehrer. An manchen Schulen ist bloß noch jede fünfte Lehrkraft für den Beruf ausgebildet. Im besten Fall sind es dann Quereinsteiger, die zumindest einen Master-Abschluss haben und dann nebenberuflich eine pädagogische Ausbildung nachholen. Vereinzelte Bundesländer schicken auch Lehrer in die Klassen, die weder ein Studium noch eine pädagogische Ausbildung absolviert haben.
Stefan Düll vom Deutschen Lehrerverband ist darüber besorgt. Dass die Kinder in der Grundschule teilweise nicht mehr richtig lesen und schreiben lernen, hänge auch mit der Qualität der Lehrer zusammen. Er betont: Die Schätzung, dass es bis 2035 eine Million Schüler mehr gibt, beruht auf aktuellen Zahlen. „Wir sind ein Einwanderungsland. Es kann sein, dass die Zahl der Schüler noch weiter steigt.“ Die von der Kultusministerkonferenz veröffentlichte Prognose sei ein „Weckruf an die Politik“.
Diese müsse nun ihre Hausaufgaben machen, insbesondere dürfe der Digitalpakt 2.0 nicht verschoben werden. Ein Teil der Lösung könne auch ein Staatsvertrag sein, damit der Bund verantwortlich für die Ausbildung der Lehrer ist. Düll fasst zusammen: „Geld in die Gewinnung von Lehrern und damit in die Bildung zu stecken, ist die nachhaltigste Form der Investition.“