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Deutscher Dschihadist wegen Mordversuchs an Gefängniswärtern in Paris vor Gericht

Der deutsche Dschihadist und Mitverantwortliche des Djerba-Attentats von 2002, Christian Ganczarski, muss sich wegen versuchten Mordes an vier Gefängniswärtern vor einem Gericht in Paris verantworten. Der 56-Jährige erschien am Montagnachmittag zum Auftakt des Prozesses, der bis Freitag dauern soll. Im Fall einer Verurteilung muss er mit lebenslanger Haft rechnen. 

Ganczarski gilt als ehemaliger Vertrauter des Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden. Er hielt sich zwischen 1999 und 2001 häufig in Afghanistan auf. Verurteilt wurde er in Frankreich für seine Mitverantwortung bei einem Anschlag auf Touristen vor einer Synagoge auf der tunesischen Insel Djerba 2002. Dabei wurden 21 Menschen getötet, unter ihnen 14 Deutsche. Er wurde zu 18 Jahren Haft verurteilt. 

Ganczarski war nach dem Anschlag auch in Deutschland verhört worden. Zu dem Zeitpunkt war in Deutschland nur die Mitgliedschaft in einer inländischen Terrororganisation strafbar, nicht in einer ausländischen. Daher wurde er wieder frei gelassen und setzte sich nach Saudi-Arabien ab. Das Gesetz wurde in Deutschland später geändert. 

Im Januar 2018, kurz vor Ablauf seiner Haftzeit im Hochsicherheitsgefängnis Vendin-le-Viel, erfuhr er, dass die US-Justiz Frankreich um seine Auslieferung gebeten hatte. Ganczarski sollte in den USA zu seiner möglichen Verwicklung in die Anschläge vom 11. September 2001 befragt werden. 

Sechs Tage später griff Ganczarski dann mit einer Schere und einem Buttermesser - Gegenstände, die in der Haftanstalt erlaubt waren - vier Gefängniswärter an und schrie dabei "Allahu akbar" (Allah ist groß). Die Gewalttat löste in Frankreich wochenlange Aktionen des Gefängnispersonals aus, das bessere Schutzmaßnahmen forderte. 

Die französische Staatsanwaltschaft wirft ihm Mordversuch an Amtspersonen vor. Ganczarski bestreitet dies und erklärte, er sei ausgerastet. Seine Anwälte verweisen darauf, dass er etwa zwei Wochen vor Ablauf der Haftzeit von dem Auslieferungsgesuch der US-Justiz erfahren und daher einen Nervenzusammbruch erlitten habe. Ganczarski ist in Polen geboren und kam als Kind nach Deutschland, wo er als junger Erwachsener zum Islam übertrat. 

kol/ju