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Deutscher Astrophysiker wird mit Briten und US-Forscherin mit Nobelpreis geehrt

Alle drei Preisträger gelten als Pioniere der Forschung zu Schwarzen Löchern

Höchste Ehre für den deutschen Astrophysiker Reinhard Genzel: Der Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching wird zusammen mit dem britischen Forscher Roger Penrose und der US-Wissenschaftlerin Andrea Ghezin in diesem Jahr mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet. Alle drei Preisträger gelten als Pioniere der Forschung zu Schwarzen Löchern. Das Preisgeld beträgt insgesamt zehn Millionen schwedische Kronen (etwa 950.000 Euro).

Der Physik-Nobelpreis wird in diesem Jahr geteilt: Zu einer Hälfte gehe er an Penrose für "die Entdeckung, dass die Bildung von Schwarzen Löchern eine robuste Vorhersage der allgemeinen Relativitätstheorie ist", erklärte das Nobelkomitee am Dienstag in Stockholm. Die andere Hälfte gehe gemeinsam an Genzel und Ghez "für die Entdeckung eines supermassereichen kompakten Objekts im Zentrum der Milchstraße".

Genzel gilt als einer der weltweit führenden Forscher auf dem Gebiet der sogenannten Infrarot- und Submillimeter-Astronomie. Der 68-Jährige beschäftigt sich unter anderem mit den Kernen von Galaxien sowie Schwarzen Löchern und Sternen; für seine Forschung hat er zusammen mit seinen Mitarbeitern neue Beobachtungstechniken und Instrumente entwickelt.

Genzel hat nach eigenen Angaben während einer virtuellen Konferenz mit 30 Teilnehmern den Anruf von der Akademie in Stockholm bekommen. "Das ist unglaublich, das ist toll, das ist eine Anerkennung für 30 Jahre harte Arbeit einer ganzen großen Gruppe," sagte er im Deutschlandfunk. Gleichzeitig äußerte er seine Dankbarkeit auch der Max-Planck-Gesellschaft gegenüber.

Schwarze Löcher zählen zu den bizarrsten Objekten des Weltalls. Ihre Gravitation ist so stark, dass selbst Licht ihnen nicht entweichen kann. Durch 20 Jahre lange Beobachtung konnte Genzel nachweisen, dass im Zentrum unserer Milchstraße ein Schwarzes Loch von 4,3 Millionen Sonnenmassen existiert.

Unabhängig von Genzel gelang dies auch der US-Forscherin Ghez, die sich nun mit ihrem deutschen Kollegen die eine Hälfte des Preisgelds teilt. Die Entdeckung des supermassiven Schwarzen Lochs gilt als bislang bester empirischer Nachweis für die Existenz von Schwarzen Löchern, die Albert Einstein im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagt hatte. Für seine grundlegenden Erkenntnisse zu Schwarzen Löchern und der Relativitätstheorie wiederum erhält der britische Forscher Pelrose in diesem Jahr die andere Hälfte des Nobelpreises.

Bereits im vergangenen Jahr waren bahnbrechende Beiträge zum Verständnis des Kosmos mit dem Nobelpreis gewürdigt worden: Der Physik-Nobelpreis ging 2019 an den US-Kosmologen James Peebles sowie die Schweizer Exoplaneten-Entdecker Michel Mayor und Didier Queloz.

Die diesjährige Nobelpreissaison war am Montag mit der Verkündung der Preisträger für Medizin gestartet. Die Auszeichnung ging an die beiden US-Forscher Harvey Alter und Charles Rice und ihren britischen Kollegen Michael Houghton für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus. In den kommenden Tagen folgen der Preis für Chemie und Literatur, am Freitag der Friedensnobelpreis und am Montag die Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaften.

Die größte Aufmerksamkeit in dem jährlichen Reigen gilt normalerweise den Preisen für Frieden und Literatur. Doch die weltweite Corona-Krise verschob diesmal den Fokus mehr Richtung Naturwissenschaften.

Auch die Verleihung der Nobelpreise steht dieses Jahr unter dem Eindruck der Corona-Pandemie. Die traditionelle Zeremonie im Dezember in Stockholm wurde vorsichtshalber abgesagt - stattdessen erhalten die Preisträger im Beisein von Fernsehkameras ihre Urkunden und Medaillen in ihren Heimatländern. Die Verleihung des Friedensnobelpreises in Oslo soll nach jetziger Planung hingegen wie üblich stattfinden, allerdings in kleinerem Rahmen.

by Fredrik SANDBERG