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Deutsche unter Todesopfern des islamistischen Anschlags in Wien

Täter war IS-Anhänger - 20-Jähriger täuschte offenbar Deradikalisierung vor

Bei dem islamistischen Anschlag in Wien ist auch eine Deutsche getötet worden. Es sei nun "traurige Gewissheit", dass eine deutsche Staatsangehörige unter den Opfern sei, erklärte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) am Dienstag. Der Anschlag am Montag mit vier Toten wurde nach Angaben der Behörden von einem Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) verübt. Bei der Fahndung nach möglichen Komplizen und Hintermännern wurden 16 Menschen festgenommen.

Der Angreifer hatte am Montagabend in einem Ausgehviertel in Wien auf Barbesucher und Restaurantangestellte geschossen und vier Menschen getötet und 22 weitere verletzt, bevor er von Polizisten erschossen wurde.

Nachdem in den ersten Stunden nach dem Anschlag zunächst Unklarheit über die Zahl der Angreifer geherrscht hatte, sagte Innenminister Karl Nehammer am Dienstag, es gebe derzeit keinen Hinweis auf einen zweiten Täter. In Wien und Niederösterreich seien 18 Hausdurchsuchungen im Umfeld des Täters vorgenommen und 14 Menschen vorläufig festgenommen worden.

Zudem meldete die Schweiz zwei Festnahmen im Zusammenhang mit dem Anschlag. Die beiden 18 und 24 Jahre alten Schweizer seien in Winterthur in Gewahrsam genommen worden, teilte die Polizei mit.

Bei dem erschossenen Täter handelt es sich nach Nehammers Worten um einen IS-Anhänger. Laut Innenministerium war er einschlägig vorbestraft: Wegen des Versuchs, zum Dschihad nach Syrien zu reisen, war er im April vergangenen Jahres zu 22 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Anfang Dezember wurde der 20-Jährige mit nordmazedonischem und österreichischem Pass nach wenigen Monaten vorzeitig aus der Haft entlassen.

Der 20-Jährige habe eine erfolgreiche Teilnahme an einem Deradikalisierungprogramm der Justiz vorgetäuscht, um auf diese Weise früher freizukommen, sagte Innenminister Nehammer. Bei seinen Bewährungshelfern habe er sich "besonders bemüht".

Die Österreicher gedachten am Dienstag mit einer landesweiten Schweigeminute der Anschlagsopfer. Kanzler Sebastian Kurz sagte, der Angriff sei "eindeutig ein islamistischer Anschlag" gewesen. "Es ist ein Kampf zwischen Zivilisation und Barbarei, und diesen Kampf werden wir mit aller Entschlossenheit führen", sagte Kurz bei einer Ansprache in Wien. Der oder die Täter hätten aus "Hass auf unsere Grundwerte, aus Hass auf unser Lebensmodell, aus Hass auf unsere Demokratie" gehandelt. Es handele sich um einen Angriff, "der in Wahrheit uns allen gegolten hat".

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte, "der Kampf gegen den islamistischen Terror ist unser gemeinsamer Kampf". In einem Kondolenztelegramm an Kurz sagte sie dem Nachbarland Unterstützung zu: "Ganz Deutschland steht in Anteilnahme und Solidarität an der Seite Ihres Landes."

Auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zeigte sich entsetzt über den Anschlag in Wien. "Ich verurteile diesen barbarischen Terrorakt auf das Schärfste", erklärte er. Außenminister Maas betonte: "Wir müssen den Tätern jetzt klar zeigen: ihr werdet euer Ziel, die Spaltung unserer Gesellschaft, niemals erreichen."

An der deutsch-österreichischen Grenze galt bei den Kontrollen nach Angaben der Bundespolizei "erhöhte Wachsamkeit". Großbritannien rief derweil als Reaktion auf die jüngsten Anschlage in Europa die zweithöchste Terrorwarnstufe aus.

Der Vorsitzende der deutschen Innenministerkonferenz, Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD), äußerte sich besorgt, dass derzeit erst der Anfang einer neuen Welle registriert werde. Die jüngsten Anschläge in Frankreich, Deutschland und Österreich machten "auf schreckliche Art und Weise deutlich, dass die Aktivitäten der Islamisten wieder zunehmen", sagte der SPD-Politiker den Zeitungen des Redaktionsnetzwerkes Deutschland.

Am 4. Oktober hatte ein islamistischer Angreifer in Dresden zwei Touristen niedergestochen, einer von ihnen erlag seinen Verletzungen. Frankreich war in den vergangenen Wochen von drei islamistisch motivierten Anschlägen erschüttert worden. Staatschef Emmanuel Macron rief zu einer gemeinsamen europäischen Antwort auf islamistische Angriffe auf die gemeinsamen Werte auf.

EU-Ratspräsident Charles Michel erklärte, die Tat habe sich gegen "das Leben und unsere menschlichen Werte" gerichtet. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen twitterte, Europa stehe "in voller Solidarität an Österreichs Seite".

by Von Anne BEADE