Ein Leopard-2-Panzer zerstört, Deutsche in Kriegsgefangenschaft in Russland? So lautet die dramatische Meldung, die von Putin-nahen Propagandakanälen am 25. September verbreitet wurde. Das alles mitten im brisanten Ukraine-Konflikt. Die Frage bleibt: Wurden tatsächlich deutsche Ausbilder gefangen genommen?
Im Ukraine-Konflikt sind heftige Kämpfe an der Tagesordnung. Vor allem in Saporischschja konnte die ukrainische Armee einen Durchbruch erzielen und die Frontlinie leicht verschieben. Hierbei behauptet Russland, einen deutschen Leopard-2-Panzer mit einer Panzerabwehrrakete zerstört zu haben. Dies berichtet die russische Nachrichtenagentur Ria Novosti. Dem Bericht zufolge sollen die meisten Besatzungsmitglieder dabei getötet worden sein, nur ein Mechaniker hätte überlebt.
Diese Meldung konnte bisher nicht unabhängig bestätigt werden. Trotzdem wurde sie von mehreren russischen Telegram-Kanälen und Nachrichtenportalen aufgegriffen. Hierbei wurde berichtet, dass der Mechaniker mehrfach betonte, kein Söldner, sondern ein Bundeswehrsoldat zu sein. Doch die Glaubwürdigkeit dieser Quellen ist fraglich, da sie bereits mehrfach als Propagandawerkzeug des Kremls bezeichnet wurden.
Die Meldung verbreitete sich schnell im Internet und führte zu zahlreichen Spekulationen in sozialen Medien. Einige vermuten, dass es sich bei dem Gefangenen tatsächlich um einen Bundeswehrsoldaten handeln könnte. Allerdings könnte dieser nicht im aktiven Fronteinsatz, sondern lediglich als Mechaniker zur Bergung eines beschädigten Panzers, im Einsatz gewesen sein. So wird zumindest auf der österreichischen Nachrichtenseite exxpress.at spekuliert.
Das Bundesverteidigungsministerium unter Boris Pistorius (SPD) hat die Meldung jedoch umgehend dementiert. Es gäbe keine Bundeswehrsoldaten im Kampfeinsatz in der Ukraine, so eine Sprecherin. Tatsächlich unterstützt Deutschland die Ukraine im Konflikt mit erheblicher Waffenhilfe, darunter auch Panzer vom Typ Leopard-1 und Leopard-2.
In Deutschland wurden ukrainische Soldaten in der Bedienung dieser Panzer ausgebildet. Die Bundesregierung legt jedoch großen Wert darauf, dass nur der Panzer selbst, nicht aber eine deutsche Besatzung, geliefert wird. Sie und ihre NATO-Partner möchten nicht als Konfliktbeteiligte wahrgenommen werden, um eine Eskalation zu vermeiden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj musste bereits mehrmals beteuern, dass die westlichen Panzer und Langstreckenraketen ausschließlich zur Verteidigung und nicht für Angriffe auf russisches Territorium genutzt werden.
Angesichts dieser Lage ist es sehr unwahrscheinlich, dass eine Bundeswehrbesatzung mit einem Leopard-Panzer aktiv an der Front im Einsatz ist. Allerdings könnte es Deutsche geben, die sich an den Kampfhandlungen beteiligen. Sowohl auf Seiten von Putins Armee, als auch von der Wagner-Söldnergruppe oder der Ukraine haben sich deutsche Söldner gemeldet. Berichte über deutsche Kämpfer auf allen Seiten des Konflikts gab es bereits in der Vergangenheit.