Die Deutsche Bahn hat zwei Wochen vor dem Beginn der Tarifgespräche mit der Lokführergewerkschaft GDL eine externe Moderation der Verhandlungen vorgeschlagen. Das Unternehmen wolle "von Anfang an mit Konfliktberatung im Stile einer Art Schlichtung moderiert ins Gespräch gehen", sagte Personalvorstand Martin Seiler am Freitag in Berlin. Die Forderungen der GDL für die anstehenden Tarifverhandlungen nannte Seiler "unerfüllbar".
Der Tarifvertrag zwischen Deutscher Bahn und GDL endet am 31. Oktober. Die erste Verhandlungsrunde ist für den 9. November angesetzt. Die Gewerkschaft hat ihre Forderungen bereits vorgestellt. Sie fordert im Kern bei einer Tariflaufzeit von einem Jahr eine allgemeine Entgelterhöhung von mindestens 555 Euro sowie eine Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent. Außerdem fordert die Gewerkschaft für Beschäftigte im Schichtdienst eine Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit von derzeit 38 auf 35 Stunden ohne Lohnkürzungen. Nicht zuletzt verlangt die GDL steuerfreie Inflationszahlungen von 3000 Euro.
Seiler sagte, die Forderungen der GDL würden eine Erhöhung der Personalkosten um 50 Prozent bedeuten. Zudem müssten wegen der Arbeitszeitverkürzung tausende neue Leute eingestellt werden, was angesichts des Fach- und Arbeitskräftemangels "nicht realisierbar" sei.
Die Lokführergewerkschaft drohte bereits damit, dass "sehr schnell, sehr breit" mit Streik zu rechnen sei, etwa in der Weihnachtszeit, wie Seiler sagte. Er schlug der GDL vor, "unverzüglich" in einem "geschützten Raum" unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Verhandlungen einzutreten. Solange diese Verhandlungen liefen, solle auch die Friedenspflicht gelten, also Streiks ausgeschlossen sein. Ziel sei es, "bis nach der Weihnachtszeit" zu Ergebnissen zu kommen. Als eine Art "Vorschuss" biete die Bahn den GDL-Mitgliedern im Dezember eine Einmalzahlung von 1500 Euro aus der Inflationsausgleichsprämie.
Seiler sagte, die Bahn habe der Gewerkschaft bis zum 3. November Zeit gegeben, zu dem Vorschlag Rückmeldung zu geben. Die Verhandlungspartner hätten in der Vergangenheit "gute Erfahrungen" mit Schlichtungen gemacht, eine "freiwillige Schlichtung" von Anfang an könne eine gute Option sein, warb der Manager.
Die GDL verhandelt für etwa 10.000 der insgesamt rund 220.000 Beschäftigten der Deutschen Bahn AG und zwar im Wesentlichen für das Zugpersonal und die Beschäftigten der Fahrzeuginstandhaltung.
Ende August hatte sich die Bahn mit der deutlich mitgliederstärkeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) auf einen in einer Schlichtung ausgehandelten Tarifabschluss geeinigt. Das Schlichtungsergebnis sieht in zwei Schritten eine Erhöhung der Gehälter um einen Festbetrag von 410 Euro monatlich vor. Zudem sollte es mit dem Oktobergehalt eine steuerfreie Einmalzahlung von 2850 Euro geben. Dazu kommen Sonderregeln für bestimmte Berufsgruppen. Laufen soll der Tarifvertrag bis Ende März 2025.
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